Es war einmal in Wimbledon… 1985
Am 22. Juni startet das bedeutendste Tennis-Turnier der Welt. Im All England Lawn Tennis und Croquet Club werden auch in diesem Jahr wieder Triumphe gefeiert und Tragödien geschaffen. Grund genug einen Blick in die Vergangenheit zu werfen…
Das Wimbledon-Turnier 1985 stellt für das deutsche Tennis so etwas wie den Urknall dar. Es war das Jahr in dem sich ein 17-jähriger Leimener namens Boris Becker auszog, um die Tennis-Welt zu erobern. Schon beim Vorbereitungsturnier in Queens zeigte der Deutsche, dass mit ihm in der Zukunft zu rechnen sein wird. Er besiegte im Endspiel den Südafrikaner Johan Kriek deutlich in zwei Sätzen.
Und auch in Wimbledon setzte Becker seinen Siegeszug fort. Ohne Probleme zog der Ungesetzte in Runde 3 ein, wo er auf den an 7 gesetzten Schweden Joakim Nyström traf. Das Spiel zog sich wegen Regens über drei Tage hin, was wohl eher zum Vorteil des Deutschen war. Am Ende siegte Becker mit 9:7 im 5. Satz und traf im Achtelfinale auf Tim Mayotte.
Über dieses Match berichtet Becker eine amüsante Anekdote. Er war, wie schon ein Jahr zuvor, auf dem Rasen von Wimbledon umgeknickt und wollte das Match eigentlich aufgeben. Doch der Amerikaner Mayotte „stand einfach zu weit weg“, wie Becker später schmunzelnd äußerte. Coach Bosch und Manager Tiriac beschworen ihn weiter zu machen und so ließ sich Becker behandeln und schaffte tatsächlich den Sieg in 5 Sätzen über den an 16 gesetzten Amerikaner.
Im Viertelfinale bezwang Becker den Franzosen Henri Leconte ebenso in vier Sätzen, wie im Halbfinale den an 5 gesetzten Schweden Ander Järryd. Und so kam es am 7. Juli 1985 zum Endspiel zwischen Becker und dem Südafrikaner Kevin Curren. Becker war damals der dritte Deutsche im Endspiel des wichtigsten Tennis-Turniers der Welt. Doch weder Gottfried von Cramm dreimal in den 30-ern noch Wilhelm Bungert 1967 waren in der Lage einen Satz im Finale zu gewinnen.
Ganz anders Boris Becker, der von Beginn an seinem Gegner Paroli bot und die Partie phasenweise dominierte. Der erste Satz ging an Becker mit 6:3. Schon dies brachte ihm zwei Einträge in die Geschichtsbücher. Er war nicht nur der erste Deutsche, der einen Satz in einem Wimbledon-Endspiel gewann, sondern auch der erste ungesetzte Spieler, dem dies gelang.
Im zweiten Durchgang führte Becker im Tie-Break mit 4:2, musste den Satz dennoch an den Südafrikaner abgeben. Im dritten Satz scheint Curren endgültig die Wende zu gelingen, als er ein Break zum 4:3 schaffte. Doch Becker schaffte das direkte Re-Break und holte sich Satz 3 im Tie-Break. Gleich zu Beginn des 4. Satzes gelang Becker ein Break, was er durch den Satz transportierte. Curren konnte bei eigenem Aufschlag und 3:5 noch einen Matchball abwehren. Im anschließenden Aufschlagspiel Becker war die Sensation jedoch perfekt.
Mit einem Service-Winner holte sich Becker als erster Deutscher, als jüngster Spieler aller Zeiten und als erster Ungesetzter den Titel des wichtigsten Tennis-Turniers der Welt. Ein neuer Held war geboren und ein wahren Tennis-Boum in Deutschland wurde ausgelöst. Noch zweimal sollte Becker das Turnier an der Church Road gewinnen können. Aber für den Spieler Becker und ganz Deutschland war 1985 das wohl emotionalste Turnier.
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In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Boris Becker, Steffi Graf
Tennisturnier: Wimbledon