Vorschau: Federer gegen Söderling
Im Finale der French Open 2009 stehen sich am Sonntag ab 15 Uhr Roger Federer und Robin Söderling gegenüber. Was spricht für Roger Federer, was für Robin Söderling, was erwartet uns für ein Endspiel? Dabei geht es auch um eine ganze Menge Rekorde, die Federer erreichen könnte. Und genau darum geht es auch Roger Federer.
Roger Federer
Nervosität
Für den Schweizer Roger Federer ist es eines der wichtigsten Endspiele überhaupt. Federer ist sich der Bedeutung dieses Spieles sicherlich bewusst. Er würde damit mit Pete Sampras gleichziehen. Dieser führt mit bislang 14 Grand-Slam-Siegen. In Wimbledon könnte Federer dann schon alleiniger Spitzenreiter in dieser doch so aussagekräftigen Statistik werden. Federer bedeutet dieses Ziel nach eigenen Aussagen und seinem Verhalten sehr viel. Bestes Beispiel ist das verlorene Finale bei den Australian Open gegen einen geschwächten Nadal. Federer konnte seine Niederlage gar nicht fassen. Das tat sicherlich sehr, sehr weh.
Zudem haben bislang nur eine Hand voll Spieler überhaupt alle vier Grand-Slam-Turniere gewonnen (Andre Agassi, Donald Budge, Roy Emerson, Rod Laver und Fred Perry). Federer könnte damit seine eindrucksvolle Karriere als absoluter Ausnahmesportler auch statistisch krönen.
Ob Federer deswegen nervös sein wird? Das wird sich zeigen, denn es ist sicherlich kein „normales“ Finale für Federer. Bislang stand Federer in den Vorrunden aber schon öfter mit dem Rücken an der Wand, bzw. vor dem Turnieraus. Er hat jede dieser Situationen gemeistert.
Bedenkt man zudem, dass er Vertrauen in seine Fitness und seine Schläge hat, sollte er nach einer möglichen Nervosität zu Beginn, schnell in sein Spiel finden. Schlafen wird Federer dennoch wohl nicht normal.
Fitness
Federer ist ungemein fit, wohl fitter als in all den Jahres zuvor in Paris. Keiner spielt so stark in der Defensive wie Federer. Auch im fünften Satz gegen del Potro umlief Federer seine Rückhand wie im ersten Satz. Del Potro zeigte dagegen schon deutliche Ermüdungserscheinungen. Federer hat sich auf Sand eingestellt und sehr professionell vorbereitet. Er ist auch für fünf Sätze fit.
Nicht Nadal
Auch wenn Federer Nadal in Madrid auf Sand bezwungen hatte, Nadal ist nach wie vor bei den French Open eine Macht. Diesen psychologischen Faktor darf man nicht unterschätzen. Nun steht zwar der Nadal-bezwinger Söderling auf der anderen Seite. Söderling ist aber nicht Nadal und spielt vor allem nicht so kraftraubend. Zudem ist das Spiel von Söderling dem von del Potro relativ ähnlich.
Bilanz
Von neun Spielen hat Federer gegen Söderling auch neun gewonnen. Feder hat in einem Grand-Slam-Finale überhaupt noch nie gegen einen anderen Spieler als Rafael Nadal verloren. Unglaublich.
Auch erreichte Federer das19. Finale eines Grand-Slam-Turniers in Folge. Das hat bislang auch nur Ivan Lendl erreicht.
Theoretisch kann daher nicht viel schief gehen für Federer. Aber das ist wie gesagt nur bloße Theorie.
Robin Söderling
Der Schwede gilt auf der Tour nicht gerade als sympatischer Kollege. Als reiner Betrachter von außen kann ich das nicht nachvollziehen. Im Halbfinale fiel sogar der Chilene Fernando Gonzales eher als unfair auf. Als bekennender Gonzales-Fan war ich da schon von der ein oder anderen Aktion enttäuscht.
Taktik
Söderling schaffte es taktisch sehr gut, die starke Vorhand von Gonzales aus dem Spiel zu nehmen. Das wird gegen Federer ähnlich wichtig sein. Wenn er gut returniert, dürfte das Spiel von Federer für Söderling ähnlich zu dem in Halbfinale sein. Und da hat Söderling über weite Phasen gezeigt, wie gut er Tennis spielen kann.
Nervosität
Söderling hatte spätestens im Halbfinale nichts zu verlieren. Da war er im fünften Satz schon mit 1:4 zurück. Söderling spielte aber ruhig und hoch konzentriert zu Ende. Er wird auch im Finale nicht nervös werden.
Publikum
Die Zuschauer werden prkatisch alle für Federer sein. Man gönnt und wünscht ihm diesen Sieg so sehr. Söderling hatte diese Situation aber schon in den Runden zuvor. Da war auch die Mehrheit der Zuschauer für seinen jeweiligen Gegner. Das dürfte ihm wohl wenig anhaben.
Fazit
Sehr interessant dürfte der Beginn sein. Kann einer den anderen überrollen? Wie kommt Federer ins Spiel?
Zweiter Punkt ist die Spieltaktik. Beide schlagen gut auf und verfügen über eine sehr gute Vorhand. Söderling hat für mich die etwas bessere Rückhand. Federer wirkt dagegen sehr fit und solide. Beide Spielsysteme sind ähnlich, aber nur eines wird sich durchsetzen. Vielleicht agiert Federer ja auch mit Rückhand Slice etwas kürzer auf die Rückhand von Söderling.
Wir werden es sehen, ich freue mich. Der sicherlich erneut exzellente Kommentator Matthias Stach wohl auch.

Robert Hartl gründete Tennis Weblog 2007. In über 500 Beiträgen teilt er sein Tennis-Wissen als langjähriger Tennis-Spieler, Tennis-Trainer und Tennis-Fan. Tennis Weblog ist eine der reichweitenstärksten, deutschsprachigen Tennis-Webseiten mit über 1 Million Besuchern pro Jahr. Wir lieben Tennis - von Tennis-Fans für Tennis-Fans. mehr zur Redaktion
In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Andre Agassi, Donald Budge, Fernando Gonzalez, Fred Perry, Matthias Stach, Pete Sampras, Rafael Nadal, Robin Söderling, Roger Federer, Roy Emerson
Tennisturnier: French Open (Roland Garros)