Nadal besiegt Federer in fünf spannenden Sätzen
Rafael Nadal gewinnt die Australian Open 2009. Entgegen aller Vorzeichen konnte er sich in spannenden fünf Sätzen gegen Roger Federer nach 4 Stunden und 23 Minuten mit 7:5, 3:6, 7:6, 3:6 und 6:2 durchsetzen. Damit gewinnt Nadal seinen ersten Grand-Slam-Titel in Australien.
Alle Tennisfans fieberten dem Finale der Nummer 1 und Nummer 2 der Weltrangliste entgegen. Ab halb 10 MEZ ließen Rafael Nadal und Roger Federer zur besten Frühstückszeit die Bälle fliegen. Die Voraussetzungen fü Roger Federer waren wie beschrieben diesmal optimal. Er hatte ein weniger anstrengendes Halbfinale, einen Tag mehr Erholung und ist fitter. Hier einer der schnellsten und ausführlichsten Spielberichte.
Im ersten Satz führte Roger Federer nach Breaks und Re-Breaks zu Beginn bei durchwachsenem und noch sichtlich nervösem Spiel bereits 4:2. Dann unterliefen dem Schweizer jedoch einige Vorhandfehler und Nadal konnte einige unglaubliche Rettungsschläge anbringen. Beim Stand von 5:5 konnte Nadal dann Federer breaken. Dies gelang vor allem durch fantastische Konterschläge sowie durch seine clevere Vorhand, die er wie auf Sand sehr hoch mit viel Spin auf Federers Rückhand spielte.
Anschließend hatte Federer bei Aufschlag Nadal alle Chancen, machte aber drei unnötige Fehler. Dabei versuchte er sich immer aus seiner Rückhandecke zu befreien und selbst die Ballwechsel zu bestimmen, aber jedesmal wenn er Vorhand spielen wollte, verzog er.
Im Ergebnis gewann Nadal damit den ersten Satz insgesamt doch etwas überraschend mit 7:5. Dabei machte er 6 Punkte mehr als Federer und nur halb so viele unerzwungene Fehler.
Im zweiten Satz spielte Nadal sehr gut und konnte das Break von Federer selbst abwehren, um beim Stand von 2:2 dann selbst Federer zu breaken. Dabei machte er vor allem mit seiner eigentlich schwächeren Rückhand zahlreiche sehenswerte Punkte. Auch der Aufschlag auf den Körper von Federer bereitete dem Schweizer immer wieder Probleme. Federer selbst schlug bis dahin sehr schlecht auf und brachte keine 40% (genau 37%) der ersten Aufschläge ins Feld. In Summe zu wenige freie Punkte für Federer. Damit schien Federer aber Nadal anzustecken, der gleich das Re-Break kassierte. 3:3, das erste laute „come on“ von Roger Federer. Er beißt sich in dieses bislang sehr wechselhafte Spiel. Federer schlägt weiter für seine Verhältnisse miserabel auf, kann seinen Aufschlag aber halten. Beim Aufschlagspiel von Nadal geht es dann hin und her, Nadal kann etliche Breakbälle klasse abwehren, Federer kann trotz Volleyschwächen dann aber doch einen Breakball (2 von 7) nutzen. Teilweise hat man den Eindruck – so auch der wie immer exzellente Kommentator Matthias Stach – als käme Nadal oftmals nicht mehr ganz so schnell und stabil an die Bälle. Die höhere Fehlerquote von Nadal spricht Bände. Federer macht das 6:3 trotz schlechten ersten Aufschlags. Die Zuschauer stehen und jubeln.
Bei 2:3 hatte Federer etliche Mühe bei eigenem Aufschlag. Der Aufschlag war dabei auch das Problem. Letztendlich machte Nadal dann aber einen eigentlich unüblichen Fehler zu viel. Ansonsten wirkte Roger Federer eigentlich fitter, beweglicher, machte aber mit seiner Rückhand immer wieder Fehler. Nadal spielte das sehr gut und setzte Federer permanent auf dessen Rückhand unter Druck.
Beim 4:4 war klar, dieser Satz ist für beide sehr, sehr wichtig. Vor allem Nadal ließ an der Grundlinie immer wieder ein ganz klein wenig nach, Verdasco sei Dank. Drei Fehler von Nadal, drei Breakbälle für Federer. Nadal konnte dennoch das Spiel machen, musste aber viel fighten. Beim Seitenwechsel kam auch der Physiotherapeut zu Nadal und lockerte dessen Oberschenkel. Bei 5:5 hatte Federer nach guter Verteidigung erneut zwei Breakbälle, wobei er auch hier von Fehlern von Nadal profitierte. Nadal konnte beide Breakbälle und auch einen weiteren Breakball von Federer erstklassig abwehren. Danach ging es weiter hin und her, bevor Nadal mit unbändigem Willen das 6:5 machen konnte. Federer hatte bis dahin erst 4 von 17 Breakchancen nutzen können. Bei Aufschlag Federer schaffte Nadal einen Break- und damit Satzball, Federer konnte mit einem Servicewinner (!) abwehren. Nun zeigten beide bestes Tennis mit hochklassigen Ballwechseln, bei denen beide versuchten, den anderen zu dominieren. Federer wirkte dennoch nach wie vor frischer, aber Nadal kämpfte mit einer unvergleichlichen Power. Wieder Einstand. Ass von Federer. Einstand. Unglaubliche Rückhand kurz cross von Federer, Vorteil. Ass. Sechs beide: Tie-Break. Es ging hin und her. Beim Stand von 3:3 im Tie-Break schlug Federer eine Vorhand aufgrund Rückenlage weit ins aus. Nadal machte bei eigenem Aufschlag zwei sehenswerte Punkte und pushte sich weiter. Federer beendete den Satz mit Doppelfehler. Aufgrund der vielen Breakchancen vor allem für Federer (6 Stück) war dieser Satz für ihn mental sehr bitter. In Summe machte Nadal zwei Punkte mehr als Federer.
In Satz 4 konnte Roger Federer endlich mal einen Breakball (seinen 18.) nutzen und ging in 2:0 in Führung. Jedoch musste er gleich wieder das Re-Break hinnehmen, nachdem Nadal aus der absoluten Defensive schier unerreichbare Bälle in die Ecken schoss. Federer war danach so sauer, dass er einen Ball in die Bande schlug, was sicherlich sehr selten von ihm zu sehen ist. Federer hatte ja gesagt, ein Break sei es erst dann, wenn man seinen eigenen Aufschlag danach durchbringe. Das hin und her ging weiter. Federer erarbeitete sich ein 0:30 bei Aufschlag Nadal, konnte es aber nicht nutzen. Danach musste er selbst gleich zwei Breakbälle von Nadal abwehren. Federer wirkte jetzt sehr aggressiv. Allerdings folgten auf klasse Punkte auch schnelle Fehler. Beide spielten nun ihr bestes Tennis und zeigten phantastische Ballwechsel. Zwei weitere Breakbälle für Nadal konnte Federer abwehren. Die mentale Leistung von beiden war enorm zu dieser Phase. Federer gewann dieses Spiel. Nadal konnte das Niveau dann nicht ganz halten und ließ seinerseits das Break zu. Nach 3 Stunden 41 Minuten saßen die Betreuer und Freunde in den Spielerboxen bereits auf Kohlen, schwitzten und zitterten. Dann kam Federers Aufschlag wieder: souveränes 6:3 für Federer, fünfter Satz.
Im fünften Satz spielte Nadal zu Beginn einen Tick überzeugender allerdings ohne zählbare Vorteile. Sehenswert war übrigens auch die „oben-drauf“ Kameraperspektive, in der man die Verteilung sowie Spieltaktik der beiden sehr schön erkennen konnte. Im vierten Spiel musste Federer nach 30:0 den Breakball für Nadal abwehren. Ein weiterer Fehler von Federer führte zum Break: 3:1 für Nadal. Das 4:1 war also unbedingt zu vermeiden, Federer brauchte das Re-break. Jedoch konnte Federer die Konzentration nicht halten und machte schnell drei Fehler und Nadal zog mit 4:1 davon. 4:2 war kein Problem für Federer, beim Aufschlag Nadal konnte Federer nichts ausrichten, da er sehr schnell den Fehler machte. 5:1 und die Zauschauer sind deutlich stiller geworden. Beim 2:5 aus Sicht Federers konnte er zwei Matchbälle abwehren. Nadal merkte man die aufkommende Nervosität nun deutlich an. Dennoch konnte Federer das Blatt nicht mehr wenden. Bitter für Roger Federer, der sich sicherlich gute Chancen ausgerechnet hatte und heiß auf den Sieg war.
Da wird sich Roger Federer was einfallen lassen müssen, denn so wie heute kann Nadal jeden Tag spielen. Entweder Federer wird noch fitter oder er muss die Rückhand mit hohem Treffpunkt verbessern und die Ballwechsel mehr dominieren. Zu gunsten Roger Federers muss man allerdings auch anmerken, dass er heute sehr schlecht aufgeschlagen (52% erste Aufschläge gesamt) hat, was gegen Nadal immer sehr wichtig wäre. Mehr direkte Punkte bei Federer und auch ein Punkt mehr in Summe reichten nicht für den 14. Grand-Slam-Titel. Allerdings hat Roger Federer bei den letzten 19 Grand-Slam-Turnieren entweder gewonnen oder gegen den Sieger verloren.

Robert Hartl gründete Tennis Weblog 2007. In über 500 Beiträgen teilt er sein Tennis-Wissen als langjähriger Tennis-Spieler, Tennis-Trainer und Tennis-Fan. Tennis Weblog ist eine der reichweitenstärksten, deutschsprachigen Tennis-Webseiten mit über 1 Million Besuchern pro Jahr. Wir lieben Tennis - von Tennis-Fans für Tennis-Fans. mehr zur Redaktion
In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Matthias Stach, Rafael Nadal, Roger Federer
Tennisturnier: Australian Open
1. Februar 2009 um 15:31 – individueller Kommentar
Die zwei sind schon unglaubliche Sportsleute – Federers Service war heute wirklich viel zu schwach sonst wär was drin gewesen. Dieser Rafa…ein heißer Kandidat für den Grand Slam.
1. Februar 2009 um 21:09 – individueller Kommentar
Ich verstehe nicht, warum Federer nicht öfters den guten alten Slice auf der Rückhand spielt .,..
1. Februar 2009 um 21:49 – individueller Kommentar
Tja Björn, gute Frage. Ich habe mich während des Spiels schon gefragt, was Roger Federer anders/ besser machen könnte. Wenn man die körperliche Verfassung von Nadal – vor allem im 3. Satz – bedenkt, wären tiefe Slicebälle sicherlich eine gute Alternative gewesen. Zumindest versuchen hätte es Roger können. Kurz und lang im Wechsel und danach etwas ans Netz aufrücken, um den Rhythmus von Nadal zu stören und die Ballwechsel abzukürzen.
So musste er gefühlte 90% Rückhand spielen, mit der er Nadal praktisch kaum gefährlich wurde. Ohne Aufschlag bleibt da auch bei einem Roger Federer sooo viel nicht übrig gegen die Nummer 1.
Vielleicht sehen wir im Finale der French Open dann, wie es Federer unter erschwerten Bedingingen (Sandplatz) löst. Ich bin gespannt.
1. Februar 2009 um 23:38 – individueller Kommentar
90% Rückhand, das stimmt wohl – war schon extrem. Ist sicher eine der bittersten Niederlagen für Roger.
Wenn Roger seinen 14. Grand Slam nun bei den French Open holen würde wäre wohl alles wieder schlagartig vergessen, das wäre wohl das größte überhaupt. Auf Sand wird Nadal aber erst recht nicht zu biegen sein. Trau Roger eher wieder die US Open zu – bis dahin ist Nadal sicher wieder etwas mitgenommen von der langen Saison.
1. Februar 2009 um 23:52 – individueller Kommentar
Die Einschätzung hinsichtlich Federer scheinen viele zu teilen, denn Roger Federer’s Homepage ist seit Stunden nicht erreichbar. Aufgrund der gewöhnlich recht hohen Besucherzahlen dürfte die Anteilnahme diesmal außerordentlich hoch sein, denn ansonsten wäre ein Profi wie Federer serverseitig darauf eingestellt.
Wenn man gesehen hat, wie auch seine Freundin geschockt war und auf die Tränen von Roger Federer bei der Siegerehrung reagiert hat, dürften das schwierige Tage und Wochen werden für die beiden.
3. Februar 2009 um 11:18 – individueller Kommentar
Interessant hab ich die Berichterstattung einer Englishen Zeitung gefunden. Die hat gemeint, dass der Sieg bzw. die Grand Slam Siege Nadals Federer zu gute kommen, da die Grand Slam Titel von Federer dann einen viel höheren Stellenwert haben. So wie Sampras seinen Agassi gehabt hat, hat eben Federer in seiner Zeit nun seinen Nadal.
Ist ein interessanter Ansatz jedoch steht Nadal für mich weit über Agassi. Nadal hat in seinen 5 aktiven Jahren nun schon 6 Grand Slams, Agassi kam in seinen 19 aktiven Jahren auf 8.
3. Februar 2009 um 12:30 – individueller Kommentar
Interessanter Vergleich. Sicherlich wird Federer dank Nadal gezwungen, noch besser zu werden und sich weiterzuentwicklen. Auf Federers Webseite kann man ja auch Kommentare abgeben. In den sehr vielen Meinungen sind auch einige interessante Hinweise.
Positiv aus Federers Sicht ist sicherlich, dass er alle Chance hatte und das obwohl er praktisch ohne ersten Aufschlag gespielt hatte. Wie selbstlritisch und motivationsfähig er ist, wird sich zeigen.
3. Februar 2009 um 16:31 – individueller Kommentar
Mh interessant, so kann mans auch sehen 🙂 Mit gutem Ersten hätt er ihn wohl auch gepackt glaub ich aber beeindruckender war für mich wie stark Nadal trotz des Halbfinales drauf war…Verdasco war ja angeblich total fertig & hätte kaum antreten können. Naja es ist wies ist, die Reihung der Weltrangliste passt im Moment ganz gut so.