40km Tennissaiten in 3000 Tennisschläger
Die Australian Open sind nicht nur wegen der extremen Temperaturen jedes Jahr für einige Rekorde und erstaunliche Zahlen gut. Auch bei den Tennissaiten, die für die Spieler in deren Tennisschläger gezogen werden, summieren sich die Daten auf erstaunliche Höhen.
Die genauen Zahlen stehen für die Australian Open 2009 noch nicht fest. 2008 wurden satte 3.000 Tennisschläger bespannt, wofür die Profibesaiter pro Tennisschläger lediglich 10 Minuten benötigen. Wie die das machen und schaffen, kann ich mir als Selbstbesaiter gar nicht vorstellen. Wahrscheinlich gibt es aber für die Quersaiten eine Einfädelhilfe.
3.000 Besaitungen bedeuten 40km Tennissaiten, die hier über die zwei Wochen besaitet oder versaitet werden. Das ist enorm. Hintergrund sind die stark wechselnden Temperaturen, was die Spieler zu vielen Veränderungen und Tests zwingt. Denn bei tagsüber über 35 Grad wird es in den Nightsessions schnell auch unter 20 Grad Celsius kalt. Aufgrund dessen varrieren die Spieler ihre Besaitungshärten deutlich.
Denn bei heißeren Temperaturen erhöht sich der Luftdruck in den Bällen und die Saiten dehnen sich aus. Damit wird der Tennisschläger etwas weicher und die Bälle fliegen weiter. Diese beiden Effekte versuchen die Profis durch härtere Besaitung auszugleichen.
Bei den Australian Open 2009 verbrauchte Rafael Nadal etwa 70 Besaitungen. Dieser Verschleiß – wohl auch aufgrund seines extremen Topspins – ist schon enorm. Übrigens bespannen viele Spieler Längs- und Quersaiten mit gleicher Besaitungshärte. Früher war es üblich, die Längssaiten aufgrund deren Länge mit 1 bis 2 Kilo mehr zu besaiten.
So spielt Roger Federer meist mit 23/23, Rafael Nadal etwas härter. Oft werden auch Naturdarmsaiten mit künstlichen Saiten kombiniert.
Für uns Hobbyspieler machen Naturdarmsaiten wohl nur begrenzt Sinn, aber gleiche Bespannungshärte für Längs- und Quersaiten sollte man einfach mal testen.

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In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Rafael Nadal, Roger Federer
Tennisturnier: Australian Open
7. Februar 2009 um 18:27 – individueller Kommentar
Woher stammt die Angabe mit 10 Minuten pro Schläger? Wer das behauptet ist entweder ein Lügner oder ein Pfuscher. Ich habe selbst schon häufiger auf Profi-Turnieren bespannt. Inklusive Saite rausschneiden, Schläger einspannen, Schläger rausnehmen, Saiten ausrichten und Logo malen schafft man vielleicht mal einen Schläger in dieser Zeit – aber nicht konstant einen ganzen Tag geschweige denn ein ganzes Turnier. Für saubere Arbeit darf man ruhig eine halbe Stunde pro Schläger kalkulieren. Ich habe mal an einem Tag von morgens um 7 bis nachts um 2 Uhr 35 Schläger bespannt – so was macht man genau einen Tag, aber nicht ein ganzes Turnier lang. Also bitte: nicht immer jede Fantasie-Zahl glauben, die irgendein Möchtegern-Superbesaiter von sich gibt. Die wirklich guten und seriösen Jungs (und Mädels) schauen nicht auf die Uhr!
8. Februar 2009 um 01:22 – individueller Kommentar
Hallo Dirk,
vorweg danke für Deinen Erfahrungsbericht.
Wie Du oben lesen kannst steht, dass ich die 10 Min. selbst nicht glauben kann. Die Angabe stammt von zwei verschiedenen und in meinen Augen sehr informierten und kompetenten Kommentatoren. Die restlichen Daten stammen aus dem offiziellen Factsheet, damals abrufbar unter australianopen.com/pdf/AO_2008_Fact_Sheet.pdf.
Natürlich besaiten die Kommentatoren die betreffenden Schläger nicht selbst. Ob die 10 Min dauerhaft zu schaffen sind, steht hier nicht und entzieht sich auch meiner Kenntnis. Auch beziehen sich die 10 Min. auf Besaiten, was natürlich auch heißen kann, dass die Vorbereitungen und Nachbereitungen hinzukommen.
Allerdings ist es, wie genau auch immer, dennoch offenbar möglich in 10 Min. einen Schläger zu besaiten. Das finde ich – auch wenn es nur einer ist – erstaunlich. Zudem muss es eine enorme Arbeit sein, über zwei Wochen 3.000 Tennisschläger zu besaiten. Ich hätte nie mit so vielen Rackets gerechnet.
2008 wurden übrigens über 4.500 Mitarbeiter eingesetzt, 319 Ballkinder, 365 Schiedsrichter(innen).
Das Hawk-Eye wurde 496 mal befragt (172 mal musste die Entscheidung korrigiert werden). Es wurden genau 3.067 Schläger bespannt, was wohl über 37km Tennissaiten entspricht.
8. Februar 2009 um 18:09 – individueller Kommentar
Die Kommentatoren sind vermutlich mal die deutschen Jungs von Eurosport, also Stach, Höthker, Linke und Klinkenberg. Die kommen gerne mal beim jeweiligen Bespanndienst des Turniers vorbei und holen sich da ihre Infos. Am leichtesten ist es natürlich, wenn sie jemanden haben der Deutsch spricht. Es gibt nur einen Deutschen, von dem ich sicher weiß, dass er bei den AO beim Bespannservice dabei war. Wenn die Jungs an den geraten sind, dann ist mir klar, wie sie an diese Fantasiezahl kommen. Es gibt halt in jeder Branche Leute, die gerne mal ein wenig dicker auftragen.
Zu den 3067 Schlägern: Mit Quali und Vorbereitung sind die Jungs ja mindestens 18 Tage am Start. Macht dann 170 Schläger pro Tag – da reichen zehn Besaiter aus, wahrscheinlich haben sie aber 12 bis 15 dort gehabt. Das ist für ein Grand Slam aber normal.