Tennis-Taktik im Einzel: Basics, Training
Im Tennis spielt die Taktik eine wichtige und meist offensichtliche Rolle, sobald es um den Erfolg geht. Denn dann wollen die meisten Tennisspieler nicht nur schön, sondern vor allem erfolgreich spielen. Dafür muss man das eigene Spiel und damit die eigene Taktik an die technischen Fähigkeiten, die Fitness und die mentale Einstellung anpassen. Was das generell und konkret für die Tennis-Taktik bedeutet, will dieser Grundlagenartikel veranschaulichen.
Das Prinzip einer erfolgreichen Tennis-Taktik
Vereinfacht versucht man mit den eigenen Stärken die Schwächen des Gegners zu nutzen. So kann man ebenbürtige oder sogar „eigentlich“ bessere Gegner bezwingen. Je größer der allgemeine Leistungsunterschied, desto weniger wichtig wird die Taktik.
Gerade im Profibereich, wo die Leistungsunterschiede sehr gering sind, spielt die Taktik eine sehr große Rolle. Daher kann man mit geschultem Auge auch die Taktik der Profispieler im TV beobachten. Kommentatoren mit Sachverstand wie Matthias Stach erläutern diese auch von Zeit zu Zeit.
Fehler vermeiden
Selbst auf ambitioniertem Hobby-Niveau gewinnt jedenfalls auf Sandplätzen praktisch immer der Spieler, der die wenigsten Fehler macht.
Das klingt jetzt wieder einfacher als es praktisch ist.
Denn man kann zum einen sicherer spielen und zu anderen den Gegner auch zu Fehler verleiten oder zwingen.
Folgende Tipps
- Mit ausreichend Abstand über das Netz spielen. Flach übers Netz sieht zwar gut aus, bringt aber nur sehr selten einen Vorteil aber häufig Netzfehler.
- Nicht nahe an die Seitenlinien spielen. Das bringt ebenfalls viele Fehler und nur selten machen die 10cm einen nennenswerten Vorteil aus.
- Die meisten Fehler passieren bei Aufschlag und Return sowie dem darauf folgenden Schlag. gerade zu Saisonbeginn ist hier besonders auf Sicherheit zu achten. Gebe Deinem Gegner auch die Chance einen dieser ersten Bälle zu verschlagen.
Punkte vermeiden bzw. erzielen
Jeder Spieler hat Stärken und Schwächen. Schlägt Dein Gegner auf kurze Bälle mit seiner Vorhand die Winner in die Ecken, sollte Dir das beim spätestens dritten, vierten Mal auffallen. Vermeide daher die Situation, welche Deinen Gegner seine Stärke einsetzen lässt.
Hast Du selbst eine Stärke, versuche diese maximal einzusetzen. Wenn es die starke Vorhand ist, mache Deine Rückhandseite „kleiner“, indem Du leicht versetzt in die Rückhandseite stehst.
Sehr gut kann man das bei Rafael Nadal beobachten, der immer Vorhand spielen möchte. Einfach mal nur auf Nadal schauen und aufpassen, wie früh er sich in Richtung Rückhand bewegt, um Vorhand spielen zu können.
Der Gegner versucht dann noch genauer in die Rückhand zu spielen und macht Fehler – außer er hat das hier gelesen. 😉
Dann würde er wie etwa Novak Djokovic gegen Rafael Nadal immer wieder auf dessen dann „offene“ Vorhandseite mit Druck spielen.
Als modernes Hilfsmittel gibt es dazu die Android-App „TennisCoach“, die basierend auf der Analyse des bisherigen Spielverlaufs die für die aktuelle Spielsituation optimale Taktik ermittelt.
Der Aufschlag ist der wichtigste Schlag im Match
Leider im Training meist stark vernachlässigt, spielt der Aufschlag im Match im Einzel wie Doppel eine sehr wichtige Rolle.
Primär geht es wieder um Fehlervermeidung. Aber gerade mit dem ersten Aufschlag sollte man sich einen Vorteil verschaffen.
Folgende generelle Tipps
- Bringe mindestens 66% des ersten Aufschlages ins Feld. Dieser sollte lang und bewusst platziert sein, sonst wäre ja alles Zufall. Trainiere das.
- Schlage meist nicht mit maximaler Geschwindigkeit auf, sondern versuche durch Schnitt mehr Sicherheit und Varianten zu generieren.
- Trainere die zweiten Aufschläge auf Sicherheit. Nur dann kannst Du den ersten Aufschlag richtig einsetzen. Aufschlag kann man übrigens auch alleine trainieren; den Ballwurf sogar zuhause.
Der unterschätzte Crossball
Grundsätzlich kann man die Bälle in zwei Richtungen schlagen, entweder diagonal (cross) oder die Linie entlang (longline). Beide Schläge haben Vorteile und Nachteile, je nach der Situation auf dem Platz.
Der Crossball ist sicherer.
Weil:
- das Netz in der Mitte um 14,5 Zentimeter (!) niedriger ist als beim Pfosten
- der Platz diagonal um ca. 2 Meter (!) länger ist als Longline
- größere Abweichungen von der gewünschten Richtung des Balles meist noch im Spielfeld landen
Weiter führt der Winkel bei Crossbällen dazu, dass der Gegner einen etwas weiteren Weg zum Treffpunkt hat und nur selten angreifen kann.
Dafür hat der Gegner etwas mehr Zeit. Will man also das Spiel schnell machen, wählt man einen frühen Treffpunkt, schnelle Geschwindigkeit und vorzugsweise longline.
Das kann man auch im TV bei den Profis sehr gut beobachten, vor allem wenn ein Spieler keine besonders „schwache“ Vorhand oder Rückhand hat.
Auch bei der Analyse der Ballplatzierung (sowohl seitlich wie in diesem Abschnitt besprochen als auch hinsichtlich der im folgenden erörterten Länge des Schlages) gibt es eine hilfreiche App namens „Tennis Chart“.
Lange Bälle spielen
Jeder weiß, wie schwierig es ist auf einen nahe an die Grundlinie gespielten Balls so zu antworten, dass der Gegner keinen Vorteil daraus ziehen kann.
Auch in den Begegnungen der Spitzenspieler landen maximal 30% der Bälle 3 Meter vor der Grundlinie oder näher zu ihr. Das zeigt, dass das Spielen von langen Bällen keineswegs einfach ist.
Wenn es Dir aber gelingt, den Gegner mit langen Bällen hinten und in der Defensive zu halten, kann er nur defensiv antworten. Du im Gegenteil musst nicht so viel laufen und hast genug Zeit, für den nächsten Schlag. Deshalb muss das Üben der langen Bällen zu den wichtigsten Aufgaben in jedem Wettkampftraining gehören. Eine ganz einfache Übung im Training besteht darin, dass gültige Spielfläche nur der Bereich hinter den Aufschlagfeldern ist. Landet ein Fall im Aufschlagfeld ist das ein Fehler.
Wer so beispielsweise einen Tie-break spielt (ggf. mit regulärem Aufschlag) wird schnell merken, wie schnell ein Ball zu kurz wird und wie wenig Ballwechsel die ersten Male nur zustande kommen.
Hast Du weitere Tipps für die Tennis-Taktik?
Danke auch an Oliver Weiß für die Anregungen sowie die inhaltliche Vorlage.
Robert Hartl hat den Artikel Tennis-Taktik im Einzel: Basics, Training zuletzt am 21. März 2016 aktualisiert.
Robert Hartl gründete Tennis Weblog 2007. In über 500 Beiträgen teilt er sein Tennis-Wissen als langjähriger Tennis-Spieler, Tennis-Trainer und Tennis-Fan. Tennis Weblog ist eine der bekanntesten deutschsprachigen Tennis-Webseiten mit über einer halben Million Besuchern pro Jahr. Wir lieben Tennis - von Tennis-Fans für Tennis-Fans. mehr zur Redaktion
1 Domenica Krödel 31. Mai 2015 um 21:03 Uhr
Super Tipps. Habe genau danach gespielt und 6:0 und 6:1 gewonnen. Vielen Dank
2 Klaus Sures 19. September 2015 um 10:59 Uhr
An alle die meinen nach jedem Schlag immer in die Mitte des Spielfeldes zu müssen. Das ist nämlich falsch! Man sollte in der Mitte der möglichen Schläge des Gegners stehen. Das heißt: die bestmöglichen Schläge sind ein langer long-line Ball und ein kurz-Cross Ball. Der kurz-Cross-Ball treibt viel weiter raus,deshalb ist die Laufstrecke von der Mitte länger als zum Long-line Ball.
3 Ronny Schneider 1. Oktober 2023 um 09:52 Uhr
Hallo,
ich finde viele Amateur Tennisspieler unterschätzen das Training. Gehen es mental falsch an. Dümpeln herum oder fokussieren sich zu wenig. Dabei können wir im Training richtig viel lernen und unser Niveau um Welten steigern.
Ich habe jetzt schon ein paar Vereine durch Umzüge erlebt. Wo ich verschiedene Spieler und Trainer erleben durfte. Dss hat mich geprägt und voran gebracht. Zudem meine eigene Sichtweise und Einstellung geprägt.
Heute versuche ich im Training immer 100% zu geben. Neue Dinge zu probieren und Schläge die ich beherrsche noch besser zu spielen. Genauso auf mentale und taktische Elemente einzugehen. In einem Match ust es dafür zu spät. Wir verfallen unter Druck ohnehin in alte Gewohnheiten zurück. Das macht also gar keinen Sinn.
Spätestens mit dem Kauf meiner eigenen Ballmaschine habe ich mich intensiv zu Trainingsübungen beschäftigt. Weil ich Input brauchte, um passende Übungen zu erstellen. Mit denen ich mein Spiel verbessern konnte. Gleichermaßen habe ich jedoch im Mannschaftstraining versucht uns einen Fokus zu geben, wenn der Trainer nicht anwesend war. Die anderen fragten mich ständig, weil ich Mannschaftsführer war. Also machte ich mir dazu ebenfalls viele Gedanken und laß im Internet.
Mittlerweile habe ich eine Vielzahl der Übungen auf meinem Blog niedergeschrieben: https://www.sandplatz-tennis.de/tennis-training-effektiv-meistern/
Einige der Übungen verwende ich wöchentlich. Und Alles in Allem hat mir das sehr geholfen auf meinem Weg ein besserer Spieler zu werden.
Viele Grüße
Ronny