Ein Rückblick auf: Anke Huber
Die Geschichten der großen Stars der Tennis-Szene sind den Meisten bekannt. Mit der Serie “Ein Rückblick auf” werfen wir einen Blick zurück auf vergangene Stars, die nicht immer im Rampenlicht standen. Heute steht im Blickpunkt Anke Huber, die während ihrer Karriere meist im Schatten von Steffi Graf stand.
Anke Huber wurde am 4. Dezember 1974 in Bruchsal in der Nähe von Karlsruhe geboren. 1986 gewann sie im Alter von 11 Jahren den Titel der Deutschen Jugendmeisterin und konnte diesen in den folgenden beiden Jahren verteidigen.
1989 begann sie mit 14 Jahren erste Turniere auf der ITF-Tour zu spielen und konnte sich im französischen Bayonne auch erstmals für ein WTA-Tour Turnier qualifizieren. Hier scheiterte sie in der 2. Runde an der damaligen 21 der Welt – Barbara Paulus.
Der Durchbruch gelang der Deutschen im Januar 1990 bei den Australian Open. Nach zwei deutlichen Siegen unterlag die 15-jährige in Runde 3 gegen die an 13 gesetzte Raffaella Reggi mit 5:7, 6:4 und 4:6. Im Achtelfinale wäre Huber erstmals auf Steffi Graf getroffen. In Wimbledon unterlag Huber in der 2. Runde gegen Gabriela Sabatini.
Im August 1990 konnte die Deutsche dann in Schenectady ihr 1. Turnier gewinnen. Beim Vorbereitungsturnier auf die US Open spielte sie sich durch die Qualifikation und besiegte dann im Hauptfeld mit Laura Gildemeister erstmals eine Spielerin der Top 20. Im Endspiel gewann Huber gegen Marianne Werdel in drei Sätzen und machte einen Sprung in der Weltrangliste auf Rang 55.
In der folgenden Woche hatte sie jedoch Lospech und traf bei den US Open gleich in Runde 1 auf die 14-jährige Jennifer Capriati, die damals bereits an 13 gesetzt war. In zwei engen Sätzen unterlag Huber mit 5:7 und 5:7. In Bayonne erreichte Huber nach einem Sieg über Zina Garrison (damals Nummer 5 der Welt) ihr zweites Finale, wo sie gegen Nathalie Tauziat unterlag.
1991 spielte sich Huber dann endgültig in die Weltspitze. In Melbourne bezwang sie nacheinander Manuela Maleeva, Pam Shriver und Natascha Zvereva auf dem Weg in ihr erstes Grand-Slam Viertelfinale, wo sie nach einer 3:0 Führung mit 3:6 und 1:6 gegen Monica Seles verlor.
Eine Woche später kam es in Tokio zum ersten Aufeinandertreffen mit Steffi Graf. Huber unterlag mit 2:6 und 3:6. Eben jene beiden Spielerinnen – Seles und Graf – sollte Anke Huber nie besiegen können.
In der Rangliste stieg Huber langsam auf. Bei den French Open wurde sie erstmals gesetzt und unterlag in Runde 3 gegen Sandra Cecchini. In Wimbledon verlor sie im Achtelfinale in drei Sätzen gegen Vorjahresfinalistin Zina Garrison. Und in New York war bereits in Runde 2 Endstation für die Deutsche. Der Höhepunkt folgte zum Jahresende in Filderstadt.
In Serie gewann Huber gegen Lori McNeill, Natascha Zvereva, Zina Garrison und Helena Sukova und traf im Endspiel auf Martina Navratilova. In einem umkämpften Match sicherte sich die Deutsche ihren 2. Titel auf der Tour durch ein 2:6, 6:2 und 7:6 (7:4) über die Seriensiegerin von Filderstadt.
Die Fans in Deutschland – verwöhnt durch Steffi Graf – erwarteten nun für 1992 weitere Siege von Anke Huber. In Sydney konnte sie zu Jahrebeginn das Halbfinale erreichen und in Melbourne unterlag die wie im Vorjahr im Viertelfinale gegen Monica Seles. In einer mitreissenden Begegnung hatte Huber beim 5:7 und 3:6 gegen die Nummer 1 der Welt durchaus ihre Chancen. So hatte sie bei 5:6 im 1. Satz mehrere Chancen den Tie-Break zu erreichen und auch der 2. Durchgang war enger, als es das Ergebnis ausdrückt.
Leider verletzte sich die Deutsche beim nächsten Turnier in Essen gegen Barbara Rittner und musste die Hartplatzturniere in den USA absagen. Bei den drei weiteren Grand-Slams kam Huber nicht über die 3. Runde und konnte 1992 kein Endspiel erreichen. Jedoch gewann sie in jenem Jahr gemeinsam mit Steffi Graf den Fed Cup für Deutschland.
Auch 1993 zeichnete sich wieder ein ähnliches Bild ab. Zwar kam Huber bei den meisten Turnieren recht weit – konnte aber die entscheidenden Matches gegen Top 10 Spielerinnen meist nicht gewinnen. In Sydney verlor sie das Endspiel gegen Capriati, in Melbourne das Achtelfinale gegen Sanchez, in Miami das Halbfinale gegen Graf, in Hamburg, Rom und Berlin stand die je im Viertelfinale, wo Huber gegen Novotna, Mary Joe Fernandez bzw. Sabatini verlor.
In Paris konnte sich Anke Huber dann erstmals ins Halbfinale eines Grand-Slams spielen, nachdem sie im Achtelfinale gegen Magdalena Maleeva mit 8:6 im dritten Satz gewann und im Viertelfinale Conchita Martinez in drei Sätzen bezwang. Im Halbfinale gegen Steffi Graf stand Huber jedoch beim 1:6 und 1:6 auf verlorenem Posten.
Immerhin konnte Huber in Kitzbühl ihren 3. Turniersieg einfahren und erreichte das Finale von Brighton. Durch diese Leistungen nahm Anke Huber 1993 erstmal am Masters teil, wo sie das Halbfinale erreichte und bei der 2:6, 6:3 und 3:6 Niederlage gegen Steffi Graf erstmals ihrer berühmten Landsfrau einen Satz abnehmen konnte.
1994 verlief für die Deutsche zweigeteilt. Bei den Grand-Slams kam sie lediglich in Paris einmal ins Achtelfinale. Jedoch konnte Huber die Turniere in der Steiermark, in Filderstadt und Philadelphia gewinnen und somit zum einzigen Mal drei Turniere in einem Jahr auf ihren Konto verzeichnen. Ihre Ranglistenposition stagnierte jedoch um Rang 10.
Hier sei erwähnt, dass diese Leistungen definitiv zu würdigen sind. Sicherlich würde eine deutsche Spielerin, die in einem Jahr 3 Turniere gewinnt und zu Jahresende auf Rang 11 steht heute mehr Würdigung finden, als dies damals bei Anke Huber der Fall war. Aber sie stand nun mal im Schatten von Steffi Graf – und dies sollte sich auch 1995 nicht ändern.
1995 zeichnete sich aus Sicht von Anke Huber vor allem durch Lospech bei den Grand-Slams aus. In Melbourne und Paris unterlag sie im Achtelfinale den späteren Siegerinnen Pierce und Graf. Im Wimbledon und New York verlor sie jeweils im Achtelfinale gegen die späteren Finalistinnen Sanchez und Seles.
Doch das Highlight 1995 lag sicherlich im Masters-Turnier. Erstmals konnte Anke Huber das Endspiel eines großen Turniers erreichen, nachdem sie gegen Mary Pierce, Kimiko Date und Brenda Schultz bezwingen konnte. Im Finale spielte sie das beste Match gegen Steffi Graf in ihrer Karriere.
In fünf Sätzen unterlag Anke Huber vor dem begeisterten New Yorker Publikum mit 1:6, 6:2, 1:6, 6:4 und 3:6. Es war nach 1990 das zweite 5-Satz-Match der Damen beim Master-Finale.
Den Schwung von 1995 konnte Huber mit ins neue Jahr nehmen. In Melbourne konnte die Deutsche das einzige Grand-Slam Finale ihrer Karriere erreichen. Mit 4:6 und 1:6 verlor Huber das Finale gegen Monica Seles. Bis zum Herbst verlief dann die Saison der Deutschen eher ereignislos – abgesehen vom Turniersieg auf Rasen im holländischen Rosmalen. Doch im Herbst 1996 trumpfte Huber nochmals groß auf.
Nach dem Finale im Los Angeles gewann sie das Turnier von Leipzig, erreichte das Finale von Filderstadt und gewann das die Veranstaltung in Luxemburg. Im Herbst erreichte sie mit Rang 4 auch die höchste Ranglistenposition ihrer Karriere.
Doch in den kommenden Jahren konnte die Deutsche keine weiteren Erfolge mehr einfahren. Zwar erreichte sie ´97 noch die Endspiele von Paris und Toronto – aber 1998 und 1999 stand Huber in keinem weiteren Finale auf der Tour. Höhepunkt in jener Phase war das Halbfinale von Melbourne 1998, welches sie in drei Sätzen gegen Martina Hingis verlor.
Im Jahr 2000 gewann Anke Huber die letzten beiden Turniere ihrer Karriere – im portugiesischen Estoril und im polnischen Sopot. Ihre letzte Profi-Saison bestritt Anke Huber 2001. Sie stand nochmals in den Finales des Hallenturniers von Paris und in Straßburg. Ursprünglich hatte Huber geplant ihrer Karriere bei den Australian Open 2002 – also ihrem Lieblingsturnier – zu beenden. Doch nachdem sich die Deutsche überraschend nochmals fürs Mastersfinale qualifizieren konnte, welches 2001 in München stattfand, beschloss sie ihr letztes Turnier vor heimischen Publikum zu bestreiten.
Ihr letztes Match als Profispielerin bestritt Huber in der 1. Runde das Masters 2001, welches sie gegen Justine Henin mit 1:6 und 2:6 verlor. Erst 26-jährig beendete Anke Huber ihrer Karriere.
Während ihrer Karriere war Huber mehrere Jahre mit dem russischen Tennis-Profi André Medwedev liiert. Seit 2001 ist sie mit dem Fußball-Berater Roger Wittman zusammen – dem Schwager von Mario Basler. Sie haben zwei Kinder – Sohn Moritz kam 2005 zur Welt – ein Jahr später wurde Tochter Laura Sophie geboren.

In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Anke Huber, Arantxa Sanchez, Barbara Paulus, Brenda Schultz, Conchita Martinez, Gabriela Sabatini, Jennifer Capriati, Justine Henin, Laura Gildemeister, Lori McNeill, Magdalena Maleeva, Manuela Maleeva, Martina Hingis, Martina Navratilova, Mary Joe Fernandez, Mary Pierce, Monica Seles, Natalie Tauziat, Natascha Zvereva, Pam Shriver, Raffaella Reggi, Roger Wittman, Steffi Graf, Zina Garrison