Es war einmal in Wimbledon… 1991
Am 22. Juni startet das bedeutendste Tennis-Turnier der Welt. Im All England Lawn Tennis und Croquet Club werden auch in diesem Jahr wieder Triumphe gefeiert und Tragödien geschaffen. Grund genug einen Blick in die Vergangenheit zu werfen…
1991 sollte aus deutscher Sicht das erfolgreichste Wimbledon-Turnier der Geschichte werden. Steffi Graf sicherte im Endspiel gegen Gabriela Sabatini ihren dritten Titel an der Church Road. Und bei den Herren sollten gar zwei Deutsche im Endspiel stehen.
Boris Becker stand in fünf der letzten sechs Endspielen und spielte sich auch dieses Jahr wieder souverän durch das Turnier. Mit 3 Siegen in 3 Sätzen und 3 Siegen in 4 Sätzen erreichte der mittlerweile 23-jährige sein sechstes Finale in Wimbledon.
Beckers Weg ins Endspiel 1991:
- 1. Runde: 6:4, 6:2, 6:4 Carl-Uwe Steeb (GER)
- 2. Runde: 7:6, 7:5, 7:5 Peter Lundgren (SWE)
- 3. Runde: 6:1, 6:4, 3:6, 6:3 Andrei Olhovsky (RUS)
- A-Finale: 6:4, 6:7, 6:1, 7:6 Christian Bergstrom (SWE)
- V-Finale: 6:7, 7:6, 6:2, 7:6 Guy Forget (FRA)
- H-Finale: 6:4, 7:6, 7:5 David Wheaton (USA)
Währende Beckers Einzug ins Endspiel keine Überraschung darstellte, wurde sein Gegner dort nicht unbedingt erwartet. Michael Stich hatte sich in der ersten Jahreshälfte in die Weltspitze gespielt und durch seinen Einzug ins Halbfinale der French Open den Sprung in die Top 10 geschafft. Aber, dass ihn dies zwingend zu einem Favoriten in Wimbledon machte, lässt sich nicht unbedingt sagen.
Im Achtelfinale war Stich schon mit einem Bein ausgeschieden. Der Russen Alexander Volkov servierte bei einer 5:4-Führung im 5. Satz zum Match. Beim Stand von 30:30 war er nur noch 2 Punkte vom Sieg entfernt. Einen langen Volley in Stichs Vorhand-Ecke konnte dieser nur noch aus vollem Lauf erreichen. Der Ball wäre von Stich wäre wohl ins Aus gegangen, doch eine Berührung an der Netzkante veränderte die Flugbahn und flog er über einen verdutzen Volkov hinten noch ins Feld. Statt Matchball Volkov also Breakball Stich. Diesen konnte der Deutsche nutzen und der Widerstand des Russen war gebrochen.
Im Halbfinale schaffte Stich das Kunstwerk ein Match zu gewinnen, ohne Titelverteidiger Edberg einmal den Aufschlag abnehmen zu können. Die Tie-Break der Sätz 2, 3 und 4 gingen allesamt an den Deutschen und ermöglichte somit das deutsche Traumfinale.
Stichs Weg ins Endspiel 1991:
- 1. Runde: 6:4, 6:1, 6:2 Dan Goldie (USA)
- 2. Runde: 6:3, 6:4, 6:7, 6:2 Diego Nargiso (ITA)
- 3. Runde: 7:6, 6:2, 6:7, 6:4 Omar Camporese (ITA)
- A-Finale: 4:6, 6:3, 7:5, 1:6, 7:5 Alexander Volkov (RUS)
- V-Finale: 6:3, 7:6, 6:2 Jim Couries (USA)
- H-Finale: 4:6, 7:6, 7:6, 7:6 Stefan Edberg (SWE)
Nichts desto trotz ging Stich als Außenseiter gegen seinen Landsmann ins Endspiel. Doch genau dies schien ihn noch zu beflügeln, während Becker wie gelähmt spielte. Stich gelang sofort ein Break und man hatte das Gefühl, er habe das Match im Griff. Das spürten die Zuschauer und das spürte auch Becker, der permanent fluchte und lamentierte. Berühmt geworden sind seine Ausrufe. „Mein schlechtestes Match spiel ich im Wimbledon-Finale“ und „Rüber Rüber“. Doch er konnte Stich nichts entgegen setzen.
Stich siegte in drei Sätzen mit 6:4, 7:6 und 6:4 und hatte Becker in dessen Wohnzimmer bezwungen und als zweiter Deutscher das Turnier von Wimbledon gewonnen. Auch der Schiedsrichter schien von dieser Leistung überrascht, verkündete er doch nach Stichs Vorhand-Passierball der ihm den Sieg einbrachte: „Game Set and Match Becker“. Es sollte Stichs einziger Triumph bei einem Grand-Slam bleiben. Doch den Sieg 1991 konnte ihm niemand mehr nehmen.
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In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Andre Agassi, Boris Becker, Gabriela Sabatini, Michael Stich, Stefan Edberg, Steffi Graf
Tennisturnier: Wimbledon
1. Juli 2009 um 17:14 – individueller Pingback
[…] bezeichnete der ehemalige Wimbledon-Sieger Michael Stich als Kommentator für BBC die lautstarken Aktionen der Damen als […]