Es war einmal in Wimbledon… 1992
Am 22. Juni startet das bedeutendste Tennis-Turnier der Welt. Im All England Lawn Tennis und Croquet Club werden auch in diesem Jahr wieder Triumphe gefeiert und Tragödien geschaffen. Grund genug einen Blick in die Vergangenheit zu werfen…
1992 geht in die Geschichte Wimbledons ein als das Turnier in dem das später Ehepaar Graf und Agassi die Einzelwettbewerbe gewannen. Aber es gab andere kleine Geschichten rund um das Turnier.
Das Damenturnier war geprägt von der Hoffnung einer Neuauflage des Finales bei den French Open. Dort hatte Monica Seles mit 10:8 im dritten Satz gegen Steffi Graf gewonnen und beide Spielerinnen hatten die Fans mit grandiosem Tennis begeistert. Doch beide Spielerinnen hatten in Wimbledon unterschiedliche Probleme, um diese Neuauflage zu ermöglichen.
Steffi musste ungewohnt früh im Turnier alles aufbieten, um nicht vorzeitig zu scheitert. In Runde drei traf sie auf die wuchtige Südafrikanerin Mariaan de Swardt. In einem knappen Match siegte Steffi mit 5:7, 6:0 und 7:5. Auch in der folgenden Runde gegen Patty Fendick (4:6, 6:3, 6:2) musste Steffi über die volle Distanz. Von da an fand die Gräfin besser ins Turnier und spätestens mit dem glatten 2-Satz-Sieg gegen Sabatini im Halbfinale hatte sie ihre Rasen-Form erreicht.
Monica Seles hatte mit anderen Problemen zu kämpfen. Zwar erreichte sie problemlos das Viertelfinale, doch wurde sie begleitet von der Diskussion um die Lautstärke ihrer Spielweise. Natalie Tauziat griff diese Diskussion im Viertelfinale auf und beschwerte sich als erste Spielerin beim Schiedsrichter über Seles´ stöhnen. Und dies tat auch Navratilova im Halbfinale. Seles´ wurde gar zum Schiedsrichter zitiert, mit dem Hinweis auf die Lautstärke ihrer Schläge. Dennoch siegte die Nummer 1 in drei Sätzen gegen die 9-fache Siegerin.
Im Endspiel standen sich also Steffi und Seles gegenüber. Über fünf Stunden dauerte es vom ersten Schlag bis zum Matchball, was aber vor allem an den vielen Regenunterbrechungen lag. Effektiv betrug die Spielzeit lediglich 58 Minuten. Steffi war in bester Spiellaune und Seles konnte den Bällen auf dem ungebliebt schnellen Belag oft nur nachsehen. Gleichzeitig spielte sie nahezu „stumm“ – eine Reaktion auf die Ereignisse der Vortage. Steffi siegte letzten Endes mit 6:2 und 6:1 und sicherte sich ihren vierten Titel in Wimbledon.
Im Herrenfinale stand in diesem Jahr kein deutscher Spieler. Sowohl Titelverteidiger Stich, als auch Boris Becker scheiterten jeweils im Viertelfinale. Im Endspiel standen mit Goran Ivanicevic und Andre Agassi zwei grundverschiedene Spieler, was das Spiel sehr interessant machte. Agassi feuerte seine Passierschläge – Ivanicevic seine Asse.
Der erste Durchgang ging im Tie-Break an den Kroaten. Die Sätze 2 und 3 jeweils mit 6:4 an Agassi, ehe Ivanicvic mit einem 6:1 im vierten Satz den Satzgleichstand erstellte. Der 5. Satz musste die Entscheidung bringen und hier hatte am Ende Agassi mit 6:4 die Nase vorne. Umso bitterer aus der Sicht von Ivanicevic war die Tatsache, dass er zwar 16 Punkte mehr gemacht hatte und 37 Asse schlug, aber am Ende doch nur 2. Sieger wurde.
Für Ivanicevic sollte es noch neun Jahre dauern, ehe sein Traum wahr wurde. Agassi seinerseits würde den Gewinn nicht wiederholen können. Das gemeinsame Bild mit Steffi Graf beim Champions Dinner erlange Jahre später Berühmtheit, als die beiden 1999 zueinander fanden und eine Familie gründete. Wimbledon hat eben seine eigenen Geschichten.
Lesen sie morgen: 1994 – Schock für Steffi in Runde 1

In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Andre Agassi, Boris Becker, Gabriela Sabatini, Goran Ivanisevic, Martina Navratilova, Michael Stich, Monica Seles, Steffi Graf
Tennisturnier: Wimbledon
18. Juni 2015 um 11:23 – individueller Kommentar
Letztes Jahr hatte ich Gelegenheit, die Geschichte Wimbledon’s zu lesen, dabei war ich erstaunt, dass einer der Gründer ein Indischer Gentleman war, der auch hier in Montreux logierte, damals. Auch sah ich die Fotos, doch leider ist mir sein Name entgangen.
Schade.- Mit freundlichem Gruss, H. Graf