Wimbledon: Die ungesetzten im Herren-Achtelfinale
Alle Welt spricht über Nadal, Djokovic, Federer und Murray und die meisten Fans wünschen sich eben jene vier Spieler im Halbfinale von Wimbledon 2011. Doch im Achtelfinale am morgigen Montag stehen auch vier Spieler, die nicht in der Setzliste auftauchten und deren Vorstoß in die 2. Woche überraschend ist. Wir wollen einen Blick auf jene vier Spielen machen.
- Lukasz Kubot
Der Pole Lukasz Kubot ist 29 Jahre alt, doch spielt den Tennis-Sommer seiner Karriere. Kubot stand 2010 bereits bei den Australian Open im Achtelfinale und unterlag dort Novak Djokovic glatt in drei Sätzen. Im April des selben Jahres erreichte er mit Rang 41 die höchste Weltranglisten-Position bisher. Doch dann liefen die nächsten 12 Monate mehr als mäßig für den Polen. Folge der vielen Niederlagen war, dass er sich ein Jahr nach seiner besten Position außerhalb der Top 100 fand und somit bei den French Open und in Wimbledon durch die Qualifikation musste.
In Paris gelang ihm dies unter anderem durch einen 3-Satz-Sieg über den Deutschen Simon Greul in der finalen Qualifikations-Runde. Doch für eine wirklich große Überraschung sorgte Kubot in der 1. Hauptrunde der French Open. Nach 0:2 Sätzen gegen den an 12 gesetzten Spanier Nicolas Almagro gewann Kubot das Match noch mit 3:6, 2:6, 7:6 (3), 7:6 (5) und 6:4 und scheiterte nach einem weiteren Sieg erst in der 3. Runde.
Auch in Wimbledon überstand er die Qualifikationsspiele. In der 1. Hauptrunde bezwang er den Franzosen Arnaud Clement in fünf Sätzen, setzte sich dann in 3 Sätzen gegen den kroatischen Aufschlagspezialisten Ivo Karlovic durch und sorgte vor allem mit seinem Sieg in Runde 3 gegen den an 9 gesetzten Franzosen Gael Monfils für eine Überraschung. Schon vor Wimbledon war Kubot dank seiner Ergebnisse in Paris wieder unter den Top 100 der Welt.
Mit dem Achtelfinale nun wird er nach Wimbledon mindestens Platz 70 einnehmen. Sollte er noch eine Runde überstehen nähert er sich gar den Top 50 an. Und so unwahrscheinlich ist dies nicht – trifft er doch in der Runde der letzten 16 morgen auf einen weiteren ungesetzten Spieler – den Spanier Feliciano Lopez.
- Feliciano Lopez
Der Spanier Feliciano Lopez ist wie sein polnischer Gegner 29 Jahre alt. Wimbledon gehört zu seinen favorisierten Turnieren – immerhin stand Lopez hier bereits 2005 und 2008 im Viertelfinale – was ihm sonst bei noch keinem Grand Slam-Turnier gelang. 2005 verlor er gegen Lleyton Hewitt in drei Sätzen und 2008 gegen Marat Safin in vier. Nun versucht er zum 3. Mal in die Runde der letzten 8 Spieler einzuziehen.
Und bisher zeigt der Spanier auf dem Rasen von Wimbledon beste Leistungen. Gegen die deutschen Michael Berrer und Rainer Schüttler konnte er in den ersten beiden Runde in 3 bzw. 4 Sätzen problemlos gewinnen. Und in Runde 3 setzte er sich überraschend mit 7:6 (2), 7:6 (2) und 6:4 gegen den an 8 gesetzten Amerikaner Andy Roddick durch.
Aufgrund seiner bisherigen Leistungen in diesem und den letzten Jahren geht Lopez als leichter Favorit ins Achtelfinale. Im übrigen ist Lopez mit Andrea Petkovic auch im Mixed-Wettbewerb am Start. Judy Murray – Mutter von Andy Murray – verpasste dem Spanier über Twitter im übrigens einen neuen Spitznamen. Gegenüber Petkovic bezeichnete sie den gutaussehenden 29-jährigen als „Deliciano“ (aus dem englischen „delicous“ für „appetitlich“).
Ob Judy Murray Herrn Lopez auch weiterhin appetitlich finden wird bleibt abzuwarten – im Viertelfinale könnte er der Gegner ihres Sohnes Andy sein.
- Bernard Tomic
Ein zweiter Qualifikant hat den Sprung in die 2. Woche geschafft: der Australier Bernard Tomic steht zum 1. Mal in der Runde der letzten 16 bei einem Grand Slam-Turnier. Das bisher beste Ergebnis des 18-jährigen stammt von den diesjährigen Australian Open. Nach Siegen über Jeremy Chardy und den oben erwähnten Feliciano Lopez verlor der Australier in einer mit Spannung erwarteten NightSession gegen die Nummer 1 Rafael Nadal mit 2:6, 5:7 und 3:6. Im zweiten Satz hatte der Young-Star mit 4:0 geführt, ehe er den Durchgang noch an den Spanier abgeben musste.
Die Qualifikation in Wimbledon überstand Tomic nahezu problemlos. Lediglich gegen den Deutschen Sebastian Rieschick musste der Australier einen Satz abgeben. Im Hauptfeld gewann er zunächst in 3 Sätzen gegen den an 29 gesetzten Russen Nikolay Davydenko. In der 2. Runde besiegte er nach 0:2 Satzrückstand Igor Andreev mit 4:6, 5:7, 6:3, 6:4 und 6:1. Sein bisher größter Erfolg gelang ihm dann in der 3. Runde, wo er gegen einen deutlich geschwächten Robin Söderling in 3 Sätzen gewinnen konnte. Tomic ist unter den verbliebenen Spielern im Hauptfeld mit Abstand der am niedrigsten positionierte Spieler in der Weltrangliste. Auf Rang 158 wird der 18-jährige aktuell geführt. Doch durch seine Erfolge in England springt er nächste Woche wohl erstmals in seiner Karriere auf einen Rang unter den besten 100 Spielern der Welt.
Tomic wird trotz seiner unbestrittenen Fähigkeiten teilweise kritisch in Australien bewertet. Vor zwei Jahren verweigerte das Team von Tomic in Wimbledon eine Trainingseinheit mit Lleyton Hewitt. Angeblich hätte Tomics Manager die Einheit abgesagt mit der Begründung: „Er spielt nicht mit Hewitt – der ist nicht gut genug“. Eine weitere Kontroverse ereignete sich 2010. Nachdem die Veranstalter bei den Australian Open Bernard Tomic bezüglich nicht bevorzugt behandelten drohte Tomics Vater John damit, nach Kroatien auszuwandern, von wo die Faile ursprünglich stammt und seinen Sohn unter deren Flagge starten zu lassen.
Mit guten Leistungen will Tomic nun solche Kontroversen in Australien vergessen lassen.
- Xavier Malisse
Auch Tomics Gegner im Achtelfinale – der Belgier Xavier Malisse, unter anderem Ex-Freund von Jennifer Capriati, hat einige Kontroversen in seiner Karriere hinter sich. Vor neun Jahren stand der heute 30-jährige bereits im Halbfinale von Wimbledon. Damals, 2002, unterlag er David Nalbandian in fünf Sätzen. Dieses Resultat brachte Malisse im Laufe des Jahres mit Rang 19 die beste Position seiner Karriere ein.
Doch seit diesem Turnier konnte Malisse bei keinem Grand Slam mehr das Viertelfinale erreichen. Der Belgier hatte oft mit Verletzungen zu kämpfen. Überdies wurde er Ende 2009 kurzfristig wegen Dopingverdachts gesperrt. Das einzige Vergehen Malisses war dies, nicht zum angegebenen Zeitpunkt zu Hause gewesen zu sein und somit die Kontrollen verpasst zu haben. Anfang 2010 wurde das Urteil aufgehoben und Malisse konnte wieder am Turnierbetrieb teilnehmen.
Malisse bezwang in Wimbledon in diesem Jahr zunächst Mischa Zverev deutlich in drei Sätzen. Anschließend konnte er die beiden Top 20 Spieler Florian Mayer und Jürgen Melzer bezwingen. Bisher hat Maliss in drei Matches erst einen Satz abgeben müssen.
Lukasz Kubot, Feliciano Lopez, Bernard Tomic und Xavier Malisse sind also die vier ungesetzten Spieler im Achtelfinale. Zwei der vier geschilderten Spieler sehen wir auf jeden Fall im Viertelfinale von Wimbledon 2011 wieder.

In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Andrea Petkovic, Andy Murray, Andy Roddick, Arnaud Clement, David Nalbandian, Feliciano Lopez, Florian Mayer, Gael Monfils, Igor Andreev, Ivo Karlovic, Jennifer Capriati, Jürgen Melzer, Lleyton Hewitt, Lukasz Kubot, Marat Safin, Michael Berrer, Mischa Zverev, Nicolas Almagro, Nikolay Davydenko, Novak Djokovic, Rafael Nadal, Rainer Schüttler, Robin Söderling, Sebastian Rieschick, Simon Greul, Xavier Malisse