Djokovic gewinnt US Open Finale gegen Nadal
Novak Djokovic ist unbestritten der Tennis Hero der Saison 2011. Nach dem Gewinn in Australien und Wimbledon konnte Djokovic nun im Finale bei den US Open 2011 seinen dritten Grand-Slam-Titel in diesem Jahr einfahren. Noch klarer wird seine Dominanz, wenn man bedenkt, dass Djokovic im Laufe der langen Saison erst zwei Niederlagen einstecken musste. Im sehenswerten und hochklassigen Finale ließ der Serbe dem Titelverteidiger Rafael Nadal keine Chance. Djokovic gewann 6:2, 6:4, 6:7 (3:7) und 6:1.
Voraussetzungen – der Kampf im Halbfinale
Beide Finalisten hatten im Halbfinale ordentlich zu kämpfen. Zeitlich mussten sowohl Djokovic als auch Nadal ähnlich lange auf dem Platz fighten. Djokovic stand im Gegensatz zu Nadal aber schon mit mehr als einem Fuß auf der Verliererstraße. Dafür konnte er die beiden Matchbälle von Roger Federer (und Aufschlag Federer) in Weltklassemanier abwehren, was psychologisch sicherlich zusätzlich Auftrieb gab.
Ansonsten fehlten Andy Murray gegen einen von der Grundlinie bärenstarken Rafael Nadal ganz einfach die Waffen. Von daher war es mit Spannung erwartet worden, inwieweit Djokovic diese hat und einsetzen kann. Denn gegen Federer zeigte er, dass er auf Vor- wie Rückhand ordentlich Dampf machen kann, dabei dennoch sehr solide und kontrolliert agiert.
Bemerkenswert war noch, dass vor allem Djokovic im Halbfinale gegen Federer fünf Sätze lang auf fast gleich hohem, bis sehr hohem Niveau agiert hat.
Taktik – das Spiel mit dem Wind
Sehr spannend war der Wind beim Finale. Denn gerade zu Beginn fegte ein ordentlicher, konstanter Wind durch die Anlage, so dass auf einer Seite immer Rückenwind bzw. andersrum Gegenwind herrschte.
Damit kam Rafael Nadal gar nicht zurecht – oder Novak Djokovic umso besser. Djokovic spielte bei Rückenwind mit schnellen und sehr schnellen geraden Schlägen von der Grundlinie. Er hoffte, damit Nadal zu Fehlern zu zwingen und die Ballwechsel selbst zu dominieren. Dabei spielte er bewusst immer wieder Nadals Vorhand an, da dieser wegen seiner aufwändigen Vorbereitungsphase oft zu spät am Ball war. Nadal verzog daher mit seiner eigentlich starken Vorhand sehr viele Bälle und musste auf der Rückhand immer wieder Slice spielen – entweder um Tempo aus dem Ballwechsel zu nehmen oder weil er zu spät am Ball war. So knackte Djokovic auch Nadals Selbstvertrauen im Laufe des ersten Satzes.
Denn Nadal startete gleich mit einem Break zum 2:0, verlor aber wegen der taktischen Meisterleistung Djokovics‘ seinen Vorteil wieder recht schnell und deutlich.
Djokovic gewann den ersten Satz gar noch mit 6:2. Nadal war sichtlich frustiert und wusste nicht recht, wie er agieren sollte. Sein Matchplan ging offensichtlich nicht auf.
Taktisch sehr raffiniert und wohl mitentscheidend war „Djoker’s“ Spiel gegen den Wind. Denn hier trieb ihn Nadal mit seinen Topspinbällen direkt an die Plane. Djokovic suchte daher meist frech und teilweise ungestüm den Weg ans Netz. So nahm er die Bälle früh und lief hinterher. Damit sparte er Kraft, ließ Nadal nicht so recht zu dessen Spiel finden und zwang ihn zu flachen riskanten Passierbällen. Diese landeten wegen des Windes dann auch häufig im Aus. Sehr clever.
Allerdings muss man die ersten zwei, drei Schläge gegen Nadal auch auf der Rückhand erstmal im Aufsteigen schlagen können.
Kampfgeist – bis in die letzte Ecke
Absolut sehenswert und begeisternd war die Moral und die Fitness beider Kontrahenten. Beide rutschten und grätschten auf dem Harplatz in alle Ecken und sprinteten nach jedem Ball – auch nach zwei Stunden Spielzeit wie nach dem ersten Ballwechsel. Bedenkt man mit welcher Intensität manche Ballwechsel abliefen, ist das noch bemerkenswerter. Man muss sich nur die besten Ballwechsel des Finales auf Eurosport etc. ansehen und man erahnt, wie beide Spieler gekämpft haben. Aus diesem Grund wird Nadal auch nicht allzusehr traurig über seine erst zweite Niederlage in einem Grand-Slam-Finale sein. Denn er hat alles gegeben – Djokovic war einfach besser.
So gewann Djokovic auch den zweiten Satz nach frühem Break von Nadal noch 6:4.
Im dritten Satz schlug Djokovic bei 6:5 zum Championshipgewinn auf – Nadal breakte und kämpfte sich noch erfolgreich in den Tie-break und Satz 4.
Dann wurde aber der Unterschied noch deutlicher, Djokovic ließ nicht nach, wohingegen Nadal sein Niveau nicht mehr halten konnte. Der Satz ging dann klar mit 6:1 an Djokovic.
In insgesamt 4:10 Stunden Spielzeit dominierte die unangefochtene Nummer 1 der Weltrangliste stets auf allerhöchstem Niveau. Abschließend noch ein Lob an den wie fast immer erstklassigen Eurosport-Kommentator Matthias Stach, dessen Expertise diesem hochklassigen Finale zusätzlich Tiefe verlieh. Danke.
Spannend wird sein, inwieweit Djokovic seine Siegesserie weiter fortsetzen können wird. Denn Roger Federer zeigte sich in bärenstarker Form und Andy Murray wird aus seiner Niederlage lernen und noch mehr investieren.

Robert Hartl gründete Tennis Weblog 2007. In über 500 Beiträgen teilt er sein Tennis-Wissen als langjähriger Tennis-Spieler, Tennis-Trainer und Tennis-Fan. Tennis Weblog ist eine der reichweitenstärksten, deutschsprachigen Tennis-Webseiten mit über 1 Million Besuchern pro Jahr. Wir lieben Tennis - von Tennis-Fans für Tennis-Fans. mehr zur Redaktion
In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Andy Murray, Matthias Stach, Novak Djokovic, Rafael Nadal, Roger Federer
Tennisturnier: US Open
10. Oktober 2011 um 14:53 – individueller Kommentar
Guter Artikel. Der einzige Punkt, mit dem ich so ganz und gar nicht einverstanden war, betrifft Matthias Stach: Ich finde seine Kommentare total furchtbar und überhaupt nicht auszuhalten. Er liefert überhaupt keine Bewertungen bezüglich der taktischen Aspekte im Spiel; erklärt nicht wann und warum ein Spieler sich entschließt, anzugreifen oder eben nicht; beleuchtet die Beinarbeit der Spieler gar nicht, zeigt nicht auf, wie die Beinarbeit die Stellung zu Ball beeinflusst und dadurch bestimmte Schläge besser werden; und das aller Nervigste ist, wie er ständig „Papá“ sagt! Meine Herren, wie ich das nicht im Ohr haben kann! Seinen eigener Vater kann er so nennen, wieso kann er im Fernseher nicht einfach als „Nadals Vater“ oder „der Vater von Djokovic“ sagen?! „Papá“ klingt hochgradig schleimig und total unangenehm im Ohr, als hätte er eine persönliche Beziehung mit denen! *schüttel*
10. Oktober 2011 um 18:11 – individueller Kommentar
Hallo Bari,
sicherlich ist jeder Kommentator in gewiesser Weise Ansichtssache. Aus meiner Sicht versteht Matthias Stach extrem viel von Technik, Taktik und Fähigkeiten sowie Form der Spieler. Auch kennt er viele Spieler, Eltern usw. teilweise auch persönlich oder weiß sehr viele Hintergründe dazu. Insoweit kann manchmal zumindest subjektiv aus seiner Sicht sogar Papa nicht ganz so fehl am Platze sein.
In der Tat kommt die Beinarbeit manchmal zu kurz, allerdings war die im Fanale auf beiden Seiten nahezu perfekt, da gibt es wenig besonderes zu bemerken aus meiner Sicht – aber wie gesagt: das ist auch Ansichtssache.