Attentat auf Monica Seles jährt sich
Es ist der 30. April 1993. Viertelfinaltag beim WTA-Turnier in Hamburg. Graf, Sanchez und Novotna haben ihre Spiele bereits gewonnen. Als letztes Partie des Tages stehen sich Monica Seles und Magdalena Maleeva aus Bulgarien gegenüber. Die Tenniswelt hofft auf ein Endspiel zwischen Seles und Graf, die sich 1991 an gleicher Stelle ein denkwürdiges Finale lieferten und seit dieser Zeit nur noch in Finals von Grand-Slam Turnieren gegenüberstanden.
Monica Seles führt mit 6:4 und 4:3. Seitenwechsel. Dann der Schock. Ein Mann, der sich Seles durch die erste Reihe der Zuschauertribüne näherte stösst der 19-jährigen ein Messer in den Rücken. Seles schreit und springt auf. Der Mann wird überwältig ehe er ein zweites Mal zustechen kann. Seles wird sofort vom Platz geplatzt und ärztlich betreut.
Wie sich später herausstellt, handelte es sich bei dem Attentäter um den geistig verwirrten Günther Parche, einem Fan von Steffi Graf, dessen einziges Ziel es war Seles spielunfähig zu machen, um somit seiner angebetenen Steffi wieder auf Platz 1 der Rangliste zu verhelfen. Und genau dies wird ihm auch gelingen. Seles ist aus physischer und vor allem psychicher Sicht lange nicht fähig zu spielen. Weniger Wochen später – nach ihrem Sieg bei den French Open ist Graf wieder die Nummer 1 der Welt.
Von da an scheint alles, wie vor der Seles-Ära. Graf eilt von Sieg zu Sieg. Gewinnt nach den French Open auch die folgenden drei Grand-Slam Turniere und somit den inoffiziellen Grand Slam. Seles hingegen verschiebt ihr Comeback immer wieder. Die körperlichen Wunden sind schnell verheilt – die seelischen nicht.
Es dauert über 2 Jahre bis sich die dann als Amerikanerin spielende Seles wieder auf einen Platz traut. Einem Schaukampf gegen Martina Navratilova folgen die ersten Turniere. Und scheinbar hat sich nichts geändert. Seles gewinnt ihr erstes Turnier und unterliegt bei den US Open 1995 erst im Endspiel gegen Steffi Graf. Im folgenden Januar gewinnt sie die Australien Open und eine 2. Karriere scheint bevor zu stehen. Doch es wird Seles´ letzter Grand-Slam Sieg bleiben.
Ganz findet sie nie zu alter Stärke zurück und immer wieder auftretende Verletzungen, die Krankheit und der Tod ihres Vaters setzen der immer noch jungen Spielerin zu. Oft sind gewichtsprobleme auf dem Platz nicht zu übersehen.
Bei den French Open 2004 spielt Monica Seles zum letzten Mal. Die folgende Verletzungspause zieht sich über Monate und Jahre hin – ehe Seles im Frühjahr 2008 endgültig bestätigt, ihre Karriere zu beenden.
Die zwei Karrieren der Monica Seles. Die erste brachte ihr acht Grand-Slam Siege (Australien 91-93, Paris 90-92, New York 91-92) und ein scheinbar unbeschwertes Leben. Diese endete heute vor 16 Jahren mit dem Attentat in Hamburg. Die zweite Karriere – beginnend mit dem Comeback – brachte eine ernsthafte Spielerin hervor, verletzungsanfällig mit vielen privaten Sorgen.

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Tennisspieler: Günter Parche, Monica Seles, Steffi Graf