Es war einmal in Wimbledon… 1998
Am 22. Juni startet das bedeutendste Tennis-Turnier der Welt. Im All England Lawn Tennis und Croquet Club werden auch in diesem Jahr wieder Triumphe gefeiert und Tragödien geschaffen. Grund genug einen Blick in die Vergangenheit zu werfen…
Das Jahr 1998. Bei den Herren siegte wieder einmal Pete Sampras. Dieser hatte sich nahezu problemlos bis ins Endspiel gespielt. Lediglich Lokalmatador Tim Henman konnte ihm im Halbfinale einen Satz abnehmen. Doch auch er hatte nicht wirklich eine Chance gegen Sampras, der bereits viermal in Wimbledon gesiegt hatte. Wie 1994 hieß Sampras´ Gegner im Endspiel Goran Ivanicevic. Der Kroate hatte in einem denkwürdigen Halbfinale den ´96 Sieger Richard Krajicek mit 15:13 im 5. Satz bezwungen.
Nun wollte Ivanicevic im 3. Endspiel nach 92 und 94 endlich den begehrten Titel erringen. Den 1. Satz gewann er im Tie-Break und hatte auch im Tie-Break des 2. Satzes Chancen auf 2:0 Sätze davonzuziehen. Doch Sampras gewann jenen Tie-Break mit 11:9 und glich in Sätzen aus und gewann den 3. Satz mit 6:4. Der Ivanicevic früherer Zeiten hätte sich zu diesem Zeitpunkt vielleicht aufgegeben. Doch der Kroate zeigte einen starken Willen – kam zurück – und sicherte sich den 4. Satz mit 6:3. Doch diese Aufholjagd schien zu viel Kraft gekostet zu haben. Im entscheidenden 5. Satz dominierte wieder Pete Sampras und gewann den entscheidenden Durchgang mit 6:2. Für Sampras war es der 5. Sieg in Wimbledon – für Ivanicevic die dritte Finalniederlage. Viele glaubten, dass der Kroate seine letzte Chance damit verspielt habe. Doch sein großer Triumph sollte noch folgen….
Bei den Damen hingegen ging ein großer Traum in Erfüllung. Große Favoritin auf den Titel war Titelverteidigerin Martins Hingis. Im Halbfinale kam es zu einer Neuauflage des Endspiels von 1997 gegen die Tschechin Jana Novotna, die zuvor Venus Williams bezwungen hatte. Für viele Experten war dieses Match das vorweggenommene Endspiel. Und Jana Novotna schien entschlossener denn je zuvor. Mit 6:4 und 6:4 bezwang sie die Nummer 1 der Welt und zog (wie Ivanicevic bei den Herren) in ihr drittes Endspiel ein.
Auch Novotna hatte dramatische Momente in Wimbledon hinter sich. 1993 führte sie gegen Steffi Graf im Endspiel mit 4:1 im dritten Satz – hatte Spielbälle zum 5:1 – verlor die Nerven und den Überblick – traf keinen Ball mehr und verlor den Durchgang mit 4:6. Unvergesslich die Bilder der weinenden Novotna an der Schulter der Herzogin von Kent. 1997 gegen Hingis hatte Novotna zwar den ersten Satz gewonnen – konnte dann aber ihrer jungen Rivalin nicht mehr aufhalten.
1998 hatte sie also die Hürde Hingis genommen und traf im Endspiel völlig überraschend auf die Französin Natalie Tauziat, die im Halbfinale gegen Natascha Zvereva gewonnen hatte. Zvereva war es zuvor gelungen Steffi Graf und Monica Seles auszuschalten.
Dem Damenfinale ging eigentlich nur eine Frage voraus: Wird Novotna mit der Favoritenrolle zurechtkommen und werden die Nerven halten? Den 1. Satz gewann Novotna mit 6:4 und servierte im 2. Durchgang zum Matchgewinn. Doch Tauziat gelang das Break zum 5:5 und befürchteten nun einen Einbruch der Tschechin. Die Zuschauer – allen voran die Herzogin von Kent – feuerten Novotna an, was bemerkenswert ist, da die Briten sich sonst gerne auf die Seite der Außenseiterin werfen. Doch alle gönnten Novotna den Titel.
Es ging im 2. Satz in den Tie-Break und hier ging Novotna mit 6:2 in Führung. Ihren 1. Matchball nutze sie direkt und sicherte sich den lange ersehnten Titel in Wimbledon. Der Sieg brachte der 29-jährigen noch einen besonderen Eintrag in die Geschichts-Bücher: Keine Spielerin in der Open Ära war bei ihrem ersten Grand-Slam-Sieg älter, als Jana Novotna 1998.
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In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Goran Ivanisevic, Jana Novotna, Martina Hingis, Monica Seles, Natalie Tauziat, Natascha Zvereva, Pete Sampras, Richard Krajicek, Steffi Graf, Tim Henman
Tennisturnier: Wimbledon