Tommy Haas im Halbfinale
Tommy Haas steht sensationell im Halbfinale von Wimbledon. Im Viertelfinale besiegte er Novak Djokovic mit 7:5, 7:6, 4:6 und 6:3. Im Halbfinale wartet nun Roger Federer, der sich klar gegen Ivo Karlovic durchsetzen konnte.
Der Lauf von Tommy Haas reißt nicht ab. Nachdem er schon im Fanle der Gerry Weber Open Novak Djokovic geschlagen hatte, gewann er auch die Partie im Viertelfinale von Wimbledon 2009.
Haas spielte sehr konzentriert und kam nach änfänglich leichten Problemen auch sehr gut in seine Aufschlagspiele. Bis zum 5:5 im ersten Satz war es eine ausgeglichene und spannende Partie. Haas konnte gefühlt mehr Aufschläge returnieren und so entwickelten sich bei Aufschlag Djokovic spannende Ballwechsel. Bei Aufschlag Haas hielt Haas die Ballwechsel kürzer, indem er häufiger den Weg ans Netz suchte. Also 5:5 und Aufschlag Djokovic, Haas hat den ersten Breakball der Partie. Und Djokovic machte einen weiteren unerzwungenen Fehler. Break für Haas zum 6:5, der aber ganz ruhig bleibt.
Federer definiert ja ein Break auch dadurch, dass es erst eines ist, wenn man das eigene, folgende Aufschlagspiel gewinne. In diesem ließ Tommy Haas aber gar nichts anbrennen. Klasse durchgespielt.
Im zweiten Satz ein ähnliches Bild. Bis zum 5:5 keine Breakchancen, allerdings hadert eher Djokovic als Haas mit dem Verlauf. Dann gelingt Haas erneut das Break zum 6:5, indem er seine zweite Breakchance konsequent nutzte. Sehr effizient.
Doch dann kann Haas die Konzentration nicht halten und gibt sein Aufschlagspiel zu Null ab und verschenkt dabei etliche gute Chancen. Tie-break. Hier ergeht es Haas ähnlich. Er verliert die Konzentration und Geduld, verzieht leichte Bälle und macht schon wieder einen Doppelfehler. Beim Stand von 3:6 hat Djokovic drei Satzbälle. Zwei wehrt Haas klasse ab, der nun aufzuwachen scheint und endlich wieder aggressiv und fehlerfrei spielt. Dann vergibt Djokovic einen leichten Volley, 6:6. Haas ist wieder da und schnappt sich den Tie-break, da nun Djokovic enttäuscht über seine vergebenen Chancen Fehler macht.
Im dritten Satz war dann wieder so ein unkonzentriertes Aufschlagspiel von Haas dabei, das er zu Null abgab. Diesmal konnte Djokovic den Vorsprung zum Satzgewinn retten. Auffällig ist, dass Djokovic die Aufschläge von Haas nun besser antizipieren kann und deutlich besser returniert. Hass bekommt nur noch wenige freie Punkte durch seinen Aufschlag.
Im vierten Satz werden Erinnerungen an das Spiel gegen Cilic wach, aber Haas lässt nicht nach. Nun ist es ein zähes Ringen, Djokovic kämpft. Haas schafft aber dennoch das Break zum 3:1. Dabei zeigt Haas sehr gutes Angriffstennis und konnte auch immer wieder mit seiner Rückhand longline punkten. Zum Ende hin konnte Haas seine Aufschlagspiele relativ ungefährdet durchbringen und steht nun im Halbfinale.
Nach dem Matchball jubelte Haas praktisch nicht. Vielleicht war er noch so konzentriert oder aus Respekt für seinen Gegner, mit dem er befreundet ist. Klasse mentale und spielerische Leistung. Mal sehen, ob er Roger Federer nach der knappen Niederlage bei den French Open nun packt.

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In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Ivo Karlovic, Novak Djokovic, Roger Federer, Tommy Haas
Tennisturnier: Wimbledon
2. Juli 2009 um 00:32 – individueller Kommentar
Haas ist für Federer auf jeden Fall die größte Herausforderung im Turnier. Er spielt überraschenderweise ganz anders als die meisten Spieler auf Rasen. Vielleicht geht die Serve-and-Volley-Strategie gegen Federer aber auch komplett in die Hose. So gut auf den Beinen wie Roger sind kaum andere Spieler auf Rasen. Und dass Federer offensive Gegner ausspielen kann, hat er oft genug bewiesen.
2. Juli 2009 um 01:21 – individueller Kommentar
Hallo Cai,
freut mich, dass Du hier mitliest.Auch freut mich, dass die Kommentarfunktion trotz extremer Caching-Lösung funktioniert.
Ich habe heute die ganze Zeit überlegt, warum Haas gewinnt. Es war auf jeden Fall nicht offensichtlich. Haas schlägt extrem gut auf, das unterschätzt man etwas finde ich. Auch macht er mit seiner Rückhand praktisch keine Fehler und ist immer für einen Longline-Winner gut. Am Netz spielt Haas solide. Etwas besser hatte ich seine Vorhand in Erinnerung, aber gut.
Ich denke aber, dass bislang seine Returnstärke ausschlaggebend war. Nicht, dass er einen Kracherreturn nach dem anderen in die Ecken schmettert, aber er bringt sehr viele Aufschläge zurück und sich damit ins eher langsame Rasenspiel.
Da Federer sehr gut aufschlägt und auch Haas bei der letzten Begegnung zu Beginn erst im Tie-break den ersten Punkt bei Aufschlag Federer machte, dürfte es diesmal besonders auf seine Returns ankommen.
Ich freu mich schon.
2. Juli 2009 um 15:46 – individueller Kommentar
Da hast Du wahrscheinlich Recht. Im Spiel gegen Djokovic wurde im zweiten Satz eine Return-Statistik eingeblendet. Haas hatte zu diesem Zeitpunkt mehr als doppelt so viele Returns ins Feld gespielt. Federer schlägt, meiner Meinung nach, aber variabler als Djokovic auf und kann Returns besser verarbeiten, auch ohne ans Netz zu stürmen. Mit Murray und Roddick sehe ich Haas durchaus auf Augenhöhe. Für Federer braucht er einen ganz besonderen Tag. Doch ist er derzeit ja wirklich in der Form seines Lebens.
Wird sicherlich spannend…