ATP World Tour Finals London 2009 – Zusammenfassung
Nikolay Davydenko hat zum ersten Mal in seiner Karriere die ATP World Tour Finals gewonnen. Der Russe setzte sich im Finale vergangenen Sonntag in knapp eineinhalb Stunden mit 6:3, 6:4 gegen den Argentinier Juan Martin del Potro in der O2-Arena in London durch und ist somit Tennis-Weltmeister 2009.
Nach zwölf Partien in den Gruppenphasen, beiden Halbfinalspielen und dem Endspiel, konnte sich also der Mann, der auch einige Zeit in Deutschland lebte, den letzten und so begehrten Herreneinzel-Titel im Jahr 09 sichern. Wir waren die Woche vor Ort in der O2-Arena in London und können euch somit eine ausführlichere Analyse der Woche bei den ATP World Tour Finals 2009 anbieten. Viel Spaß!
Foto: Dominik Negrin (C)
Analysen: Gruppe A (Sonntag – Donnerstag):
Roger Federer: Mit den Siegen in Spiel 1 (Verdasco) und 2 (Murray) und den parallelen Niederlagen von Rafael Nadal, konnte sich ROGE, wie er von vielen Fans genannt wird, vorzeitig als Jahresbester 2009 krönen lassen. Damit steht also fest, dass der Branchen-Primus auch während den Australien Open als Nummer 1 aufschlagen wird. Neben Pete Sampras (6-mal) und Ivan Lendl (5-mal), eröffnet Roger also als dritter im Bunde zum mindestens fünften Mal eine neue Saison als Nummer 1.
Andy Murray: Es ist schon ein wenig verrückt. Der Heimfavorit der Briten gewinnt gegen del Potro und Verdasco in beeindruckender Form, scheitert nur im dritten Satz an Roger Federer und kommt nicht ins Halbfinale AUFGRUND eines gewonnen Spiels weniger. Richtig gehört: Ein einziges gewonnenes Spiel! Da in Gruppe A jeder der Akteure gegen Fernando Verdasco triumphierte und bei jedem insgesamt zwei Siege zu Buche stehen, mussten (vor allem auch wegen Satzgleichstand) die gespielten Spiele den Ausschlag geben:
Federer: 44:40 Spiele; Del Potro: 45:43 Spiele; Murray: 44:43 Spiele
Juan Martin del Potro: Der Argentinier aus Tandil hat sich zum zweiten Mal für die Finals qualifiziert und es in diesem Jahr erstmals ins Halbfinale geschafft. Trotz einer Auftaktniederlage gegen Lokalmatador Andy Murray, konnte er die Matche gegen Verdasco und Federer letztendlich (beide im dritten) für sich entscheiden.
Fernando Verdasco: Es waren die ersten ATP World Tour Finals für den Mann aus Madrid. Der Spanier hat sich insgesamt gut bis sehr gut verkauft, obwohl er alle drei Spiele verloren hat. Er brachte Federer an den Rand einer Niederlage, hielt bis kurz vor Schluss gegen Murray mit und hätte das Spiel gegen del Potro ebenfalls gewinnen können. Er gewann immer einen Satz in allen Partien und dominierte in einzelnen Partiephasen, wie man das von einem TOP 8 Spieler erwarten konnte. Gegen Murray und del Potro verlor er sogar erst im Tiebreak des dritten Satzes knapp. Schade für Verdasco; allerdings wird er mit diesen Leistungen im nächsten Jahr sicher wieder mit dabei sein.
Hier noch einmal alle Ergebnisse der Gruppe A aus der Robin Round (Gruppenphase) aufgelistet:
- Federer – Verdasco 4:6, 7:5, 6:1
- Federer – Murray – 3:6, 6:3, 6:1
- Federer – del Potro – 2:6, 7:6(5), 3:6
- Verdasco – Murray – 4:6, 7:6(4), 6:7(3)
- Verdasco – del Potro – 4:6, 6:3, 6:7(1)
- Murray – del Potro – 6:3, 3:6, 6:2
Analysen Gruppe B (Montag – Freitag):
Rafael Nadal: Eigentlich ist das Ausscheiden des Spaniers keine wirkliche Überraschung. Nadal ist bei diesem Turnier bisher noch nie über das Halbfinale hinaus gekommen. Trotzdem hatte der 23-jährige Platz 1 der ATP Tour in greifbarer Nähe, zumal er im Vorjahr verletzungsbedingt nicht antreten konnte. Dass „Rafa“ allerdings nicht einen einzigen Satz gewinnen konnte, macht schon ein wenig nachdenklich. Alles in allem eine wieder mal hervorragende Saison für Nadal, die mit einem Grandslam (Australien Open) und ein paar Masters 1000-Siegen in unter Anderem Monte Carlo und Rom gekrönt wurde.
Robin Söderling: Als „lucky loser“ für Andy Roddick ins Starterfeld gerutscht, machte der lange Schwede ordentlich auf sich aufmerksam diese Tage. Nicht nur ein völlig verdienter Zweisatz-Sieg gegen Rafael Nadal, sondern auch eine beeindruckende Vorstellung gegen Djokovic, brachten den Mann aus Monte Carlo direkt und vor allem als ersten der Top 8 ins Halbfinale dieses Turniers.
Nikolay Davydenko: Anwärter auf den Titel „Meist unterschätztester Spieler auf der Tour“, unaufmerksam und doch so brutal gefährlich. Davydenko und seine Peitsche, die auch bekannt unter dem Namen Vorhand ist, ist so eine Geschichte. Meist immer ganz lange bei einem Turnier mit dabei. Grand Slam-Viertelfinals, -Halbfinals, auch ab und an ein Masters 1000-Sieg, aber im Endeffekt fehlt der ganz große Titel auch in seinem Trophäenregal. Eben diese Tatsache machte sich auch in Spiel eins bemerkbar. Er spielte gut bis sehr gut, gewann Satz 1, musste den zweiten abgeben und verlor den dritten unglücklich nach hartem Kampf. Nichts desto trotz folgte ein beeindruckender 2-Satzsieg gegen Nadal und ein beeindruckender Triumph gegen den bis dato überstarken Söderling im letzten und entscheidenden Spiel 3.
Novak Djokovic: Das erste Spiel des Serben geben den späteren Sieger Nikolay Davydenko wurde von der englischen Fachpresse zum bis dato besten erklärt. Drei packende Sätze, rasante Ballwechsel vom Feinsten und ein Ende nahe Mitternacht Londoner Ortszeit. Schließlich konnte sich Nole glücklich mit einem Break Vorsprung im Dritten den Sieg sichern. Gegen Söderling gab´s dann allerdings wenig zu holen. Dafür umso mehr gegen Nadal, den er locker in zwei Sätzen nach Hause schickte.
Hier noch einmal alle Ergebnisse der Gruppe B aus der Robin Round (Gruppenphase) aufgelistet:
- Söderling – Nadal – 6:4, 6:4
- Söderling – Djokovic – 7:6(5), 6:1
- Söderling – Davydenko – 6:7(4), 6:4, 3:6
- Nadal – Davydenko – 1:6, 6:7(4)
- Nadal – Djokovic – 6:7(5), 3:6
- Djokovic – Davydenko – 3:6, 6:4, 7:5
Analysen Halbfinal-Paarungen (Samstag):
Roger Federer (Sieger Gruppe A) – Nikolay Davydenko (Zweiter Gruppe B): Wenn man nach der Bilanz der Beiden geht, kann der Sieger nur Federer heißen. In allen gespielten Partien, verlor der Schweizer keine davon. Davydenko war in den meisten Matches zwar ein würdiger und schwerer Gegner, aber letztendlich hat das Uhrwerk aus der Schweiz immer zum richtigen Zeitpunkt geschlagen. 6:2, 4:6 und 7:5 hieß es am Ende für den Russen. Der erste Sieg gegen Federer für Davydenko und dann auch noch bei den World Tour Finals zum Finaleinzug. Besser hätte es sich der Mann aus Volgograd (Russland) nicht wünschen können.
Juan Martin del Potro (Zweiter Gruppe A) – Robin Söderling (Sieger Gruppe B): In einem phasenweise hochklassigem Match konnte sich der Argentinier nach gut zwei Stunden schlussendlich mit 6:7(1), 6:3, 7:6(3) gegen den Schweden durchsetzen. Nachdem del Potro letztes Jahr bereits in der Gruppenphase scheiterte, war dies also sein erstes Finale bei den World Tour Finals. Viele hatten ein Finale Federer/Nadal, oder Federer/Murray auf dem Tippzettel; Pustekuchen: Davydenko – Del Potro hieß am Ende die Finalpaarung!
Analyse Finale (Sonntag):
In einem verhältnismäßig kurzen Finale (1:24 Stunden), reichtem Davydenko (siehe Foto) lediglich zwei Breaks, um zu gewinnen. Trotz ein paar Breakchancen von del Potro, konnte dieser keine nutzen. Ungewohnt möchte man meinen – Wer das Finale gesehen hat, wird das auf die unglaubliche Stärke Davydenko´s zurückführen, vor allem bei seinen Aufschlagspielen. Alles in allem, ein hochverdienter Turniersieg des Russen, der neben Federer und Nadal, auch del Potro und Söderling schlug und somit drei Grandslam-Sieger eleminierte!
Foto: Dominik Negrin (C)
ATP World Tour Finals 2010?
Jedem Tennisfan kann ich persönlich nur empfehlen, einmal die World Tour Finals in London zu besuchen. Es bietet mit fast 17.000 Zuschauern das zweitgrößte Tennisstadion der Welt (siehe Foto) (Arthur Ashe in New York ist größer). Modernste Architektur, aktuellste Technik und natürlich die besten acht Tennisspieler der Welt, machen die Barclays ATP World Tour Finals für mich zu einem inoffiziellen fünften Grand Slam.
Foto: Dominik Negrin (C)
Die Tickets sind preislich sehr fair. Von 20 Euro bis 100 Euro reichen die Kategorien. Das U-Bahnsystem (TUBE) ist in London sehr berühmt und auch die Anbindung an die O2-Arena (Süd-Osten Londons) ist sehr gut. Da die Finals die nächsten vier Jahre in London ausgetragen werden, lohnt es sich auf alle Fälle das Turnier in der Zeit einmal zu besuchen.
Bleibt mir nur noch zu sagen: Game, Set, Match AND Tournament: London!

In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Andy Murray, Fernando Verdasco, Juan Martin Del Potro, Nikolay Davydenko, Novak Djokovic, Rafael Nadal, Robin Söderling, Roger Federer
Tennisturnier: Nitto ATP Finals London