Serena Williams weiter – Venus Williams nicht
Im Viertelfinale der Australian Open 2010 standen beide Williams-Schwestern nacheinander auf dem Platz. Die Partien waren aus Williams-Sicht praktisch gegenläufig. Am Ende verlor Venus Williams gegen Na Li mit 6:2, 6:7 und 5:7 – Serena Williams gewann dagegen gegen Victoria Azarenka mit 4:6, 7:6 und 6:2.
Venus Williams
Venus Williams hat nur gegen wenige Spielerinnen einen negative Bilanz. Gegen die chinesische Ballwand Na Li standen daher die Zeichen nicht gut, denn einerseits zeigte Na Li gute Form und die bisherigen Aufeinandertreffen gingen selten gut für Venus Williams aus.
Im ersten Satz aber spielte Venus Williams sehr gut, hatte eine gute Länge in ihren sicheren Schlägen und machte ordentlich Dampf. Häufige Netzangriffe verhinderten zudem lange Ballwechsel. Na Li hatte einfach keine Chance.
Auch im zweiten Satz ging das Spiel so weiter bis zum 5:3 für Venus Williams. Bemerkenswert war allenfalls, dass Na Li nun deutlich besser returnierte und Venus kaum freie Punkte mit ihrem Aufschlag erzielen konnte. Allerdings versagten der Amerikanerin dann die Nerven. Erstens spielte sie nur noch defensiv, was die Ballwechsel verlängerte und Na Li immer besser ins Spiel kommen ließ. Das verunsicherte Venus Williams zusätzlich, so dass ihr zahlreiche Doppelfehler unterliefen und man beinahe das Gefühl hatte, dass ihr bei jeder zweiten Vorhand der Schläger fast aus der Hand fiel. Dennoch rechnete jeder – der Kommentator inklusive – mit einem ledliglich etwas verzögerten Sieg von Williams. Aber Na Li konnte dank beherztem Kampf sogar mit 6:5 in Führung gehen. Dabei hätten Williams nur ein paar weniger Fehler auf der Vorhand gereicht und sie wäre dennoch in zwei Sätzen durch gewesen. Erst mit dem Rücken zur Wand spielte Williams wieder energischer und beherzter auf. Im Tie-break kämpfte Williams war aber nicht imstande mitd er Vorhand den Ball dreimal ins Feld zu spielen. Wieso Williams mit dem ersten Aufschlag nicht varrierte und auch auf Sicherheit aufschlug, um Doppelfehler zu vermeiden, bleibt mir ein Rätsel. Wahrscheinlich war sie psychologisch so angeschlagen, dass ihr die Gedanken dazu nicht möglich waren. Denn es war als Zuschauer ebenso klar, dass Na Li selbst mit der Vorhand cross so ihre Probleme hatte aber mitd er Rückhand praktisch keinen Fehler machte.
Im dritten Satz war es dann der Grundlinienkampf, den sich vor allem Na Li erhofft hatte. Venus Williams muss man zugestehen, dass sie vorbildlich kämpfte und sich versuchte aus dem Tief Ende des zweiten Satzes herauszuziehen. Allerdings war Na Li bei dieser taktischen Spielweise immer einen Deut besser und gefährlicher, so dass ihr knapper Sieg am Ende mit 7:5 im dritten Satz auch in Ordnung ging.
Serena Williams
Wer um die Nachtzeit noch aufblieb, der sah nun etwas wirklich kurioses, weshalb diese beiden Spielberichte auch zusammengefasst in einem Beitrag erscheinen. Der Spielverlauf bei Serena Williams gegen Victoria Azarenka war genau andersherum.
Im ersten Satz spielte Azarenka sehr stark und konterte Serena immer wieder aus. Denn Azarenka konnte das Tempo von Williams mitgehen, die aber viel zu langsam war, um selbst zwei-, dreimal in die Ecken zu laufen. Dadurch bestimmte Azarenka die Ballwechsel und hatte oft die freie Ecke für sich. Hätte Azarenka noch weniger Fehler gemacht, wäre der Satz nicht nur 6:4 für sie ausgegangen.
Im zweiten zeigte Serena Williams dann zunehmend ihre Kämpferqualitäten und ihren mentalen Biss, so dass das Spiel ausgeglichener wurde. Im Tie-break schließlich hatte Serena die besseren Nerven und auch das erforderliche Glück.
Im dritten Satz war dann die Power und Konzentration von Azarenka gebrochen und Serena Williams brachte ihr Spiel solide mit 6:2 „heim“.
Mich hätte jetzt interessiert, was die beiden Williams-Schwestern nach ihren Spielen und der Betrachtung mit etwas Abstand zueinander gesagt haben. Wahrscheinlich hätte Venus gerne die Psyche von Sernea und Serena die Fitness von ausgeliehen.

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In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Na Li, Serena Williams, Venus Williams, Victoria Azarenka
Tennisturnier: Australian Open