Andy Murray schafft Richard Gasquet
Bei den French Open ist es eher unüblich, dass die ersten Runden alles nach Setzliste und damit Plan läuft. Denn viele Favoriten tun sich mit dem Sandplatz, der Atmosphäre oder einfach mit dem Wühler auf der anderen Seite schwer. So drohte auch Andy Murray gegen Richard Gasquet in der ersten Runde der French Open 2010 das Aus in der ersten Runde.
Richard Gasquet ist aufgrund seiner Kokain-Affäre in der Vergangenheit etwas außer Tritt gekommen und trotz sehr vieler Spiele in letzter Zeit auf der Tennis-Weltrangliste nur auf Platz 68 – und damit beim Grand-Slam auch in Frankreich nicht gesetzt. Dennoch kam er immer besser in Form und ist sehr populär in Frankreich, was ihm einen Großteil der Sympathien des Publikums sichert. Alles in allem ein sehr unangenehmes Los für die erste Runde. Und da traf es Andy Murray.
Andy Murray begann die Sandplatz-Saison sehr gut, konnte das Niveau aber die letzten Turniere nicht halten. Daher war die Formkurve aus seiner Sicht etwas ungewiss – und daher das Los mit Gasquet umso kniffliger.
Das Spiel war die ersten zweieinhalb Sätze auf sehr gutem und hohen Niveau. Gasquet zeigte ein sehr gutes Spiel und verlangte Murray alles ab. Murray hatte jedoch durch die ganze Partie einige Probleme. So lag seine Quote der ersten Aufschläge über weite Phase um die 40%. Da beide relativ wenige unerzwungende Fehler machten und offensiv von der Grundlinie spielen, ergab sich ein tolles, spannendes und abwechslungreiches Match.
Taktisch war auch einiges geboten. So schlug Gasquet seine einhändige Rückhand phantastisch kurz cross oder auch mal knallhart longline – egal ob auf hohe Bälle oder bei einem schnellen Return. Damit hatte Murray nicht gerechnet und konnte sich lange nicht darauf einstellen. Denn er spielte aus Gewohnheit immer wieder auf die Rückhand von Gasquet. Der machte aber nur mit der Vorhand Fehler.
So kam es, dass Gasquet seine Chancen nutzte und stets äußerlich fokussiert und ruhig blieb. Er gewann Satz 1 mit 6:4 und Satz 2 im Tie-break (7:5). Daran hatte Murray ordentlich zu knappern und war sichtlich frustriert.
Dann kam im dritten Satz die Wende – rein körperlich. Gasquet bekam physische Probleme, Murray spielte wie im ersten Satz und konnte das Fitnessniveau bis zum Ende halten – Gasquet nicht. Deshalb und nur deshalb gewann letztlich Murray. Hätte Gasquet noch etwas mehr Reserven gehabt, er führte auch im dritten Satz mit einem Break – ein Sieg in drei Sätzen wäre absolut drin gewesen.
Murray wird froh sein, weiter zu sein. Aber er musste viel Kraft lassen und hat einige Baustellen fürs Training. So schwächelte er beispielsweise am Netz reihenweise. Gasquet hat gut gespielt, ist aber natürlich enttäuscht, dass es dennoch nicht gereicht hat. Im Ergebnis dürften daher beide nicht glücklich sein.

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In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Andy Murray, Richard Gasquet
Tennisturnier: French Open (Roland Garros)