Andy Roddick nach 5 Sätzen in Runde 2 von Roland Garros
Andy Roddick ist ja nicht als Sandplatzspezialist bekannt. Auch hatte er aufgrund privater Probleme im Vorfeld der French Open 2010 nur zwei Schaukämpfe (so genannte Exhibitions) bestritten. Gegen Jarkko Nieminen hat es heute mit 6:2, 4:6, 4:6, 7:6 (7:4) und 6:3 nochmal knapp gereicht.
Andy Roddick kommen sicherlich die schnellen Verhältnisse auf den Hauptplätzen bei den French Open zugute. Auch springt der Ball recht hoch ab und nimmt den Spin gut an. Als Beispiel demonstrieren dies einige zweiten Aufschkäge von Roddick auf der Vorteilsseite mit Kick nach außen. Wer da in der Ecke nach gefühlten 10 Metern Auslaufzone in der Loge sitzt, sollte besser kein Nickerchen einlegen.
Jarkko Nieminen ist vereinfacht das Gegenteil von Roddick, nicht nur vom Gewicht her (10 Kilogramm leichter, bei fast gleicher Größe). Der Finne schlägt meist nur so auf, dass der Gegner nicht gleich Druck mit dem Return machen kann. Dafür kann er den ball lange im Spiel halten und aus der Defensive sehr gut kontern.
Im ersten Satz ließ Roddick bei eigenem Aufschlag nichts anbrennen und profitierte bei Aufschlag Nieminen von dessen vielen kurzen Bällen oder leichten Fehlern. Damit war das Spiel nicht hochklassig, aber wenn Roddick mit 220 km/h den Aufschlag an die Begrenzung zimmert, dann staunen nicht nur die Zuschauer vor Ort.
Im zweiten und dritten Satz konnte Nieminen seine frühen Fehler abstellen und zwang Roddick immer mehr in lange Ballwechsel. Dabei spielte Roddick eher passiv und in die Mitte, was meiner Meinung nach taktisch ziemlich blöd war. Denn bei den langen Grundlinienduellen machte fast immer Nieminen den Punkt. Auch musste Roddick körperlich mehr arbeiten, da Nieminen die Ballwechsel bestimmte. Folglich reichte Nieminen so auch ein Break pro Satz, das er auch mit Glück ergatterte. Aber Roddick hatte sich das selbst durch seine passive Spielweise zuzuschreiben.
Im vierten Satz wurde Roddick dann wieder frischer und aggressiver, so dass es Nieminen durch gutes Spiel in den Tie-break schaffte, da aber keine Chance hatte. Roddick hatte begriffen, dass er mit dem Rücken vor dem Aus steht und mehr tun muss.
Im entscheidenden fünften Satz führte Roddick schnell mit einem Break und mitte des Satzes war Nieminen nochmal am Re-break dran, aber Roddick konnte dagegen halten. Zum Ende war dann die Gegenwehr Nieminens auch etwas gebrochen und Roddick war sichtlich erleichtert. Die kommenden beiden Runden wird Roddick sich aber deutlich steigern müssen, will er hier in Paris die zweite Woche erleben. Denn Sandplatztennis war das nicht. Soweit ich mich erinnern kann, spielte Roddick vielleicht zwei oder drei Verlegenheitsstopps.

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In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Andy Roddick, Jarkko Nieminen
Tennisturnier: French Open (Roland Garros)