Ein Rückblick auf: Conchita Martinez
Die Geschichten der großen Stars der Tennis-Szene sind den Meisten bekannt. Mit der Serie “Ein Rückblick auf” werfen wir einen Blick zurück auf vergangene Stars, die nicht immer im Rampenlicht standen. Heute steht im Blickpunkt die Spanierin Conchita Martinez, die im Schatten ihrer Landsfrau Arantxa Sachnez stand – doch sich einmal auch daraus befreien konnte.
Conchita Martinez aus Spanien stand auf nationaler Ebene meist im Schatten von Arantxa Sanchez-Vicario und international hinter Graf, Seles, Hingis und Davenport zurück stand. Am 16. April 1972 geboren wurde Martinez im Februar 1988 im Alter von 15 Jahren Profi-Spielerin. Sie konnte auf anhieb zwei ITF-Turniere gewinnen und spielte sich bei den French Open über die Qualifikation bis ins Achtelfinale. Zu Ende des Jahres hatte sie bereits Rang 43 der Welt inne.
Durch gute Ergebnisse im Frühjahr 1989 spielte sich Martinez auf Rang 13 der Welt vor und wurde in Abwesenheit einiger Spitzenspielerinnen bei den Frech Open an 8 gesetzt. Sie erfüllte diese Setzung und spielte sich ohne Satzverlust bis ins Viertelfinale, wo sie gegen Steffi Graf verlor. Ende des Jahres stand die Spanierin auf Rang 11 und konnte somit erstmals am Masters-Finale teilnehmen, wo sie in Runde 1 gegen Monica Seles verlor.
In den Jahren 1990 und 1991 etablierte sich Martinez als feste Größe im Damentennis – aber dies eben in der 2. Reihe. In beiden Jahren gewann sie 3 Turnier, in beiden Jahren stand sie im Viertelfinale der French Open – doch verzichtete sie auch in beiden Jahren auf die Australian Open und Wimbledon. Erst 1992 nahm Martinez erstmals an allen vier Grand-Slam Turnieren teil – vor allem um Wimbledon hatte sie mit der typisch spanischen Begründung, Gras sei für die Kühe da, bisher immer gemieden.
Obwohl sie konstante Leistungen zeigte konnte sie nur ein Turnier gewinnen und scheiterte bei „ihren“ French Open erneut im Viertelfinale. Kurioserweise erreichte sie dann 1993 ihr erstens Grand-Slam Halbfinale ausgerechnet in Wimbledon, wo sie in zwei Sätzen gegen Steffi Graf unterlag. Mit fünf Turniersiegen unter anderem bei den Tier1-Turnieren in Rom – hier gewann sie zwischen 1993 und 1996 vier Mal in Folge – und Philadelphia belegte sie Ende 1993 mit Rang 4 ihre bis dahin beste Ranglistenposition zu Jahresende.
Der größte Triumph ihrer Karriere folgte dann 1994. Nach ihren 1. Viertelfinale bei den Australien Open und ihrem 1. Halbfinale bei den French Open konnte sie sensationell den Titel von Wimbledon gewinnen. Im Viertelfinale bezwang sie die damals noch ein wenig füllige Lindsay Davenport und schlug im Halbfinale im 3. Satz mit 10:8 gegen die Amerikanerin Lori McNeill, die sensationell in Runde 1 Steffi Graf ausgeschaltet hatte. Nun traf Martinez im Endspiel auf die 37-jährige Martina Navratilova. Das kuriose an dieser Partie war, dass sie beide Spielerinnen zuvor erst vier Mal gegenüberstanden und dies immer nur beim Turnier von Rom der Fall war.
Martinez zeigte in dieser Partie auf dem Rasen von Wimbledon hervorragendes Konter-Tennis von der Grundlinie und verblüffte die Gegnerin und die Fans mit Passierschlägen aus allen Lagen. Mit 6:4, 3:6 und 6:3 krönte sich Martinez zur ersten und bis heute einzigen spanischen Wimbledonsiegerin. Sie schloss das Jahr als Nummer 3 der Welt ab.
Konstant gute Leistungen zeigte sie auch 1995 – sie stand bei allen vier Grand-Slams im Halbfinale gewann sechs Turniere und beendete das Jahr als Nummer 2 der Welt. Beeindruckend in diesem Jahr war vor allem ihre Bilanz auf Sand. Sie gewann alle vier Vorbereitungsturnier auf die French Open, an denen sie teilnahm und ging als Favoritin in das Turnier. Selbst gegen Steffi Graf im Halbfinale gaben ihr viele Experten gute Chancen – doch unterlag Martinez hier in drei Sätzen. Ebenso wie im Halbfinale von Wimbledon gegen Arantxa Sanchez.
Dich schien die große Zeit von Martinez sich dann dem Ende zuzuneigen. 1996 erreichte sie zwar in Paris und New York noch zwei Grand-Slam Halbfinals, doch 1997 kam sie bei keinem Grand-Slam über das Achtelfinale hinaus und konnte erstmals in ihrer Karriere in einer Saison keinen Titel gewinnen. Am Ende des Jahres 1997 schien die mittlerweile 25-jährige mit Rang 12 auf dem absteigenden Ast.
Umso überraschend für alle Experten bezwang Martinez im Halbfinale der Australian Open 1998 Lindsay Davenport und zog in ihr 2. Grand-Slam Finale ein, wo sie gegen Martina Hingis verlor. Auch konnte sie 1998 mit Spanien zum 5. Mal den Fed Cup gewinnen. In einem beeindruckenden Finale traf Spanien damals vor heimischer Kulisse auf die Schweiz mit Hingis und Schnyder. Am ersten Tag konnte Sanchez gegen Schnyder gewinnen und Martinez unterlag gegen Hingis. Am zweiten Spieltag verlor auch Sanchez gegen Hingis – womit Martinez in Zugzwang war gegen Patty Schnyder gewinnen zu müssen. In einer mitreissende Partie siegte Martinez nac 3:19 Stunden mit 9:7 im 3. Satz und gewann gemeinsam mit Sanchez auch das abschließende Doppel gegen Hingis/Schnyder.
Doch große Siege wie diese blieben in der Folge eher die Ausnahme, als die Regel. Ein letzten großen Tennistraum erfüllte sich Martinez im Jahr 2000, als sie zum ersten und einzigen Mal ins Finale der French Open einziehen konnte. Ihr verlor sie gegen die von ihren Landslauten frenetisch gefeierte Mary Pierce in zwei Sätzen.
Noch bis 2005 mischte Martinez auf der Tour mit, doch konnte mit den druckvollen Tennis der jüngeren Generation nicht mehr mithalten – hielt sich aber konstant unter den 40 besten Spielerinnen der Welt. In Pattaya siegte sie im Endspiel 2005 gegen Anna-Lena Grönefeld und sicherte nach fünf Jahren ohne Titelgewinn ihren letzten von insgesamt 33 Turniererfolgen auf der Tour. Im Herbst 2005 bestritt sie gegen Daniela Hantuchova in Linz ihr letztes Turniermatch, welches sie aufgrund einer Hüftverletzung aufgeben musste. Im April 2006 verkündete die Spanierin ihren endgültigen Rücktritt.
Martinez tritt mittlerweile regelmäßig beim Einladungs-Doppel in Wimbledon an und arbeitet als Tennismoderatorin für das spanische Fernsehen. Sie lebt mit ihrer Lebensgefährtin Dana – ihre frühere Trainerin – zusammen.

In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Anna-Lena Grönefeld, Conchita Martinez, Daniela Hantuchova, Gigi Fernandez, Lindsay Davenport, Lori McNeill, Martina Hingis, Martina Navratilova, Mary Pierce, Monica Seles, Patty Schnyder, Steffi Graf