Rückblick: Deutsche Duelle bei Grand-Slams
Am morgigen Dienstag kommt es zum rein deutschen Duell im Viertelfinale vom Wimbledon zwischen Sabine Lisicki und Angelique Kerber. Mit eindrucksvollen Siegen über Maria Sharapova bzw. Kim Clijsters haben sich die beiden besten deutschen Spielerinnen das Duell um den Einzug ins Halbfinale erspielt. Deutsche Duelle in den entscheiden Runden bei Grand Slams sind selten – und sind daher einen Rückblick wert.
- Viertelfinale Wimbledon 1993: Boris Becker – Michael Stich 7:5, 6:7(5), 6:7(5), 6:2, 6:4
- Finale Wimbledon 1991: Michael Stich – Boris Becker 6:4, 7:6(4), 6:4
Mit deutschen Tennis-Duellen assoziiert man in erster Linie die Matches zwischen Becker und Stich. Dabei trafen die beiden nur 12 Mal aufeinander – wobei Becker 8 Mal als Sieger den Platz verliess. Doch das bedeutendste Match der beiden, was wohl auch den meisten Fans in Erinnerung bleiben wird, gewann Michael Stich. Im Finale von Wimbledon 1991 musste Becker in drei Sätzen eine herbe Niederlage in seinem „Wohnzimmer“ hinnehmen – und dies auch noch gegen einen Landsmann. Dass Becker zwei Jahre später im Viertelfinale erfolgreich Revanche nehmen konnte, ist weniger in Erinnerung geblieben – vor allem, weil Becker im Anschluss das Halbfinale gegen Pete Sampras deutlich verlor. Bei anderen Grand Slams begegneten Sich Becker und Stich, die 1992 gemeinsam olympisches Gold im Doppel holten, nie.
- Halbfinale French Open 1993: Steffi Graf – Anke Huber 6:1 6:1
Anfang der 90er Jahre galt Anke Huber als Nachfolgerin von Steffi Graf. Das Huber diesen Erwartungen beweiten nicht stand halten konnte, ist heute jedem bekannt. Doch gemessen an den Erfolgen späterer deutscher Spielerinnen kann auch Huber auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. 1996 stand sie im Finale der Australian Open und 1995 im Endspiel des Masters. Desweiteren erreichte sie 3 weitere Halbfinals bei Grand Slams. Ihr erstes Halbfinale fand 1993 bei den French Open gegen ihre übermächtige Landsfrau statt. Huber – damals an 8 gesetzt – hatte im Viertelfinale Conchita Martinez bezwungen. Doch wie so oft, wenn es gegen Steffi Graf ging, konnte Huber ihre Nervosität nie ganz ablegen. In einer einseitigen Begegnung gewann Steffi Graf mit 6:1 und 6:1 und sicherte sich zwei Tage später ihren 3. Titel bei den French Open.
- Viertelfinale Australian Open 1989: Steffi Graf – Claudia Kohde-Kilsch 6:2 6:3
- Halbfinale Australien Open 1988: Steffi Graf – Claudia Kohde-Klisch 6:2 6:3
Zweimal standen sich Ende der 80er Jahre Graf und Kohde-Kilsch in entscheidenden Runde bei Grand Slams gegenüber. Beide Mal in Melbourne – und beide Mal mit dem gleichen Resultat für Steffi Graf. Die beiden deutschen Spielerinnen hatten 1987 gemeinsam und überraschend gegen die USA den Federation Cup für Deutschland geholt, pflegten aber abseits des Platzes wenig Kontakt. Die Duelle ´88 und ´89 in Melbourne kamen zu einer Zeit, als Steffi nahezu unschlagbar galt. Kohde-Kilsch konnte immer ein „wenig“ mithalten – aber nicht genug um ihrer jüngeren Landsfrau ernsthaft Paroli bieten zu können. Insgesamt hatte Graf am Ende ihrer Karrieren nur die ersten beiden Matches gegen Kohde-Kilsch aus dem Jahr 1984 verloren.
- Finale Wimbledon 1931: Cilly Aussem – Hilde Krawinkel-Sperling 6:2 7:5
Ein lange zurückliegendes deutsches Duell sollte hier noch Erwähnung finden. Den ersten Wimbledon-Sieg für Deutschland holten nämlich nicht Steffi Graf oder Boris Becker. Die Dame hieß Cilly Aussem und schaffte den Sieg auch noch gegen ihre Landsfrau Hilde Krawinkel-Sperling. Zuvor hatte Aussem auch schon die French Open 1931 gewonnen.
Das Match der beiden deutschen Spielerinnen in Wimbledon zu Beginn der 30-er Jahre stellte auch mehrere Rekorde auf. Erstmals waren weder eine Britin noch eine US-Amerikanerin im Endspiel vertreten – und gleichzeitig sollte sich dieses Faktum erst 1960 wiederholen.
Aussems erkrankte Ende 1931 und konnte nach Genesung nie wieder an ihr erfolgreiches Jahr anknüpfen können. Krawinkel (später eher als Hilde Sperling bekannt) konnte von 1935 bis 1937 drei Mal in Folge die French Open gewinnen – scheiterte jedoch 1936 in ihrem 2. Finale von Wimbledon erneut.

In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Anke Huber, Boris Becker, Cilly Aussem, Claudia Kohde-Kilsch, Hilde Krawinkel, Hilde Sperling, Michael Stich, Steffi Graf
Tennisturnier: Wimbledon