Warum Azarenka und Djokovic die Australian Open 2013 gewonnen haben
Die Australian Open 2013 sind vorbei. Gewonnen haben die Vorjahressieger Victoria Azarenka bei den Damen und Novak Djokovic bei den Herren. Klingt unspektakulär, ist es jedoch nicht. Denn beide Spieler hatten einige Hürden zu meistern. Was war für beide Spieler mit entscheidend sich letztlich (wieder) durchzusetzen? Wie Azarenka und Djokovic das gemacht haben, soll diese Analyse beleuchtet.
Victoria Azarenka und der Kampf gegen das Publikum
Azarenka hatte pro Spiel einen zweiten Gegner, das australische Publikum. Sonst für seine sportliche Fairness geradezu berühmt, verscherzte es sich Azarenka spätestens im Halbfinale gegen Sloane Stephens mit den Australiern. Grund dafür war eine sehr fragwürdige Behandlungspause kurz vor Matchende über zehn Minuten (drei Minuten Medical Timeout sind eigentlich nur erlaubt). Entsprechend kühl reagierte auch das Publikum in der Folge – für Australien schon sehr ablehnend. Im Finale stand dann auch noch Publikumsliebling Na Li auf der anderen Seite.
Aber Azarenka holte sich ihren zweiten Grand-Slam-Titel und bleibt die Nummer 1 der Tennis Weltrangliste. Sie hat die enorme mentale Kraft aufgebracht, sich vom Publikum nicht nennenswert negativ beeinflussen zu lassen. Wie schwer ihr das gefallen sein muss, hat man kurz nach dem Championship-Ball gemerkt, also die Weißrussin in Tränen ausbrach und am ganzen Körper zitterte.
Wenn man weiß, dass 15.000 Zuschauer lieber die Gegnerin gewinnen sehen und diese auch noch besser spielt, den ersten Satz gewinnt, muss man erstmal so fighten und mental dran bleiben.
Sportlich kam Azarenka sicherlich die Knöchelverletzung von Na Li sehr entgegen. Aber auch dadurch hat sich Azarenka nicht abbringen lassen. Sie kämpfte wie auch schon gegen Jamie Hampton in Runde 3 oder Svetlana Kuznetsova im Viertelfinale ohne Ende.
Highlights Finale der Damen Australien Open 2013
Letztlich hat ihr diese mentale Kraft und Leidensfähigkeit den Titel gebracht. Denn technisch und spielerisch wären Serena Williams oder Maria Sharapova sicherlich noch eine Klasse besser. Azarenka aber hat die Gunst der Stunde genutzt. Insofern vor allem mental weltklasse.
Ihr Couach Sam Sumyk sagte im Anschluss auch:
Vika musste für ihren Sieg leiden.
Bemerkenswert auch, dass sich Azarenka Gedanken über ihre Wikrung gemacht hatte und ihre Siegerrede mit dem Nationgruß am Volksfeiertag beendete: „Happy Australia Day, everbody!. Clever. 2014 bei den Australian Open wird man sehen, wie viel ihr dieser Satz an Sympathie gerettet hat. Da störte es auch nicht, wenn auf dem Siegerpokal die Gravur nicht ganz korrekt war.
Siegerrede von Azarenka bei den AusOpen 2013
Novak Djokovic und der Kampf gegen schlechte Phasen
Novak Djokovic hat als erster Spieler der Neuzeit (Open Era) dreimal in Folge die Australian Open gewonnen. Er muss also einiges richtig gemacht haben. Aus meiner Sicht entscheidend war, wie sich Djokovic aus schlechten Phasen zurück kämpft. Auch im 3-Stunden-Finale gegen Andy Murray war das ganz offensichtlich. Nach eigentlich besserem ersten Satz, musste der Serbe im Tie-break Murray den Vortritt lassen. Das belastete Djokovic mental sehr stark und er begann die ersten Spiele im zweiten Satz sehr schlecht. Er machte viele unerzwungene Fehler und verzog auch eher einfachere Vorhände um Meter. Novak Dkovoci lammentierte, diskutierte, ließ den Kopf hängen. Er spielte schlecht und das Finale drohte ihm zu entgleiten. Zumal Andy Murray wie eine Ballwand und der Zuverlässigkeit eines Uhrwerks die Bälle zurückspielte. Novak Djokovic schaffte nun zwei entscheidende Dinge:
- Er blieb dran, schaffte mühsam ein 2:2 und ließ den Gegner nicht wegziehen
- Er erholte sich mental derart, dass er kurz darauf auf Topniveau spielte
Man kann nun diskutieren, ob eine umherfliegende Feder im Tie-break des zweiten Satzes Andy Murray so aus der Konzentration brachte, dass das Match auf Djokovic’s Seite kippte. Fakt ist, Djokovic spielte nach den ersten sehr schwachen 4, 5 Spielen nun wieder nahezu auf Bestniveau. Er ware in der „Zone“, wie man sagt. Das brach letztlich Andy Murray mental das Genick. Murray konnte sich aus diesem Tief nicht mehr rausziehen.
Die körperlichen Strapazen machten den Rest und Murray verlor das Match, obwohl er es eigentlich schon unter Kontrolle hatte.
Wie macht Djokovic das also? Erstens ist das nicht einfach. Kein Spieler kann das so wie Djokovic. Zweitens sprach Djokovic im Interview nach dem Sieg über diese entscheidende Situation:
Das war eine Schlüsselsituation. Ich fühlte mich nicht so toll. Aber die Dinge sind nicht so kompliziert wie auf dem Platz. Hat man die schwierige Situation überstanden, blickt man erleichtert nach vorne.
Djokovic baut sich also nach jedem kleinen Erfolg mental auf und blickt nicht zurück. Dass die Dinge nicht so wichtig sind, wie es scheint, trifft sicherlich auf viele Situationen mehr zu als auf das Finale eines Grand-Slam-Turniers.
Highlights Herren Finale AusOpen 2013
Hoffentlich gibt es 2014 vor allem bei den Damen sportlich wieder mehr zu berichten. Ich denke, aber auch so lohnte sich für manche der deutschen Profispielerinnen der Australien-Trip.

Robert Hartl gründete Tennis Weblog 2007. In über 500 Beiträgen teilt er sein Tennis-Wissen als langjähriger Tennis-Spieler, Tennis-Trainer und Tennis-Fan. Tennis Weblog ist eine der reichweitenstärksten, deutschsprachigen Tennis-Webseiten mit über 1 Million Besuchern pro Jahr. Wir lieben Tennis - von Tennis-Fans für Tennis-Fans. mehr zur Redaktion
In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Andy Murray, Maria Sharapova, Na Li, Novak Djokovic, Serena Williams, Sloane Stephens, Svetlana Kuznetsova, Victoria Azarenka
Tennisturnier: Australian Open
30. Januar 2013 um 07:35 – individueller Kommentar
Diese Zusammenfassung charakterisiert mit jedem Satz eindrucksvoll die entscheidende Bedeutung mentaler und emotionaler Stärke im Spitzensport allgemein und im Tennis im Besonderen. Gratulation!