Santoro läuft und läuft und läuft und siegt
Jeder der schon mal Tennis gespielt hat kennt diese Gegner. Sie verfügen nicht über die absoluten Gewinnschläge – aber sie verfügen über ein anderes Talent: Sie bringen nahezu jeden Ball irgendwie wieder zurück. Ein Slice kurz hinters Netz. Ein hoher Ball der kurz vor der Grundlinie runter fällt. Mehrfach denkt man, den Punkt schon gewonnen zu haben – aber irgendwie schafft es der Gegner wieder den Ball übers Netz zu bringen. Sie bringen einen schier zur Verzweiflung. Schnibbler, Tüttler oder Ballmaschinen werden solche Spieler oft abfällig genannt.
Auf der Profi-Tour sind solche Gegner mittlerweile nahezu ausgestorben. In den Zeiten des schnellen und dynamischen Spiels ist der Slice fast komplett verschwunden. Aber ein Spieler hält sich mit dieser „Jeden-Ball-irgendwie-zurück-bringen“ Methode seit zwei Jahrzehntenim Welttennis: Fabrice Santoro aus Frankreich. Der 38-jährige Veteran spielt zum 17. Mal bei den Australian Open. Zahlreiche Spieler hat Santoro mit seiner Spielweise an den Rand der Verzweiflung getrieben. Sein heutiges Opfer: Der Deutsche Philip Kohlschreiber.
4 Stunden lang schnibbelte und zwirbelte Santoro am 3. Turniertag Kohlschreiber die Bälle um die Ohren. Überraschende Netzangriffe mit kurzen Slice-Bällen seiner beidhändigen Vorhand folgten Mondbälle in die hinteren Ecken. Kohlschreiber hatte seine Chancen – 94 Gewinnschläge reichten aber am Ende doch nicht aus, um den unermüdlich kämpfenden Gegner in die Knie zu zwingen. Das nüchterne Resultat in Zahlen: 5:7, 7:5, 3:6, 7:5 und 6:3 für Fabrice Santoro, der somit weiter im Turniergeschehen bleibt.

In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Fabrice Santoro, Philipp Kohlschreiber
Tennisturnier: Australian Open