Dokic: Neustart mit 25
Wimbledon 1999: 2 Wochen nach ihrer denkwürdigen Niederlage im French-Open-Finale gegen Steffi Graf möchte Martina Hingis, Weltranglistenerste, in Wimbledon einen Neustart wagen. Ohne Trainerin und Mutter Melanie Molitor ist Hingis nach London gekommen. Gegnerin in Runde 1: Jelena Dokic, 16 jährige Qualifikantin.
Für Hingis wird dieses Spiel zum Debakel – für Dokic, da sind sich damals die Experten einig, der Beginn einer großen Karriere. Mit 6:2 und 6:o siegte die krasse Außenseiterin und marschierte durch bis ins Viertelfinale. Ein Jahr später erreichte sie gar das Halbfinale und im August 2002 stand sie auf Platz 4 der Weltrangliste. Doch der endgültige Durchbruch – der große Triumpg gelang ihr nicht.
Für Schlagzeilen sorgt der Vater. Lautstark beschipmpft er seine Tochter auf dem Platz. Pöbelt Gegnerinnen an. Befüchtet von allen Seiten Intrigen gegen seine Tochter. 2001 warf er (und unter seiner Druck auf die Tocher) den Veranstaltern manipulation bei der Auslosung vor. Als Folge des Skandals gingen die Dokics zurück nach Serbien und Dokic begann für ihr Geburtsland zu spielen.
Sie mied in den Folgejahren die Teilnahme an den Australian Open. 2005 kam es zum Bruch mit dem Vater. Gerüchte wurden laut, sie hätte ihm eine Million Dollar gezahlt, wenn er sich von ihr fern halte. Jelena Dokic ging zurück nach Australien und entschuldigte sich beim Verband für ihre Behauptungen.
Es folgten mehrer Versuche selbstständig Fuß zu fassen. Doch Verletzungen warfen sie immer wieder zurück. Dokic kämpfte mit Depressionen und nahm 20 Kilo zu. Erst 2008 kämpft sich Dokic wieder in die Tennis-Welt zurück. Auf kleinen Challanger-Turnieren erkämpft sie sich Punkte, die sie wieder in den Bereich von Platz 200 führen.
Die Wildcard für die Australian Open 2009 wurde ihr auch nicht vom Veranstalter vergeben, sondern sie erspielte sich diese in einem „Wildcard-Play-Off“.
Jetzt ist sie also wieder da. Nach dem Sieg über Tamira Paszek in Runde 1 durfte Dokic heute in der Night-Session auf dem Center Court gegen Anna Chakvetdatse ran – immerhin an Nummer 17 gesetzt. In einer durchaus sehenswerten Partie konnte sich Dokic am Ende in drei Sätzen durchsetzen.
Doch nicht das Ergebnis stand im Vordergrund. Mit Tränen in den Augen verneigte sich Dokic vor dem euphorischen Publikum und es wurde deutlich, dass die mittlerweile 25-jährige mit sich und ihrer Heimat im Reinen ist. Aber der Weg zurück in die Spitze ist sicherlich auch für Dokic noch weit und beschwerlich.

In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Jelena Dokic
Tennisturnier: Australian Open