Roger Federer gewinnt Australian Open 2010
Roger Federer gewinnt die Australian Open 2010 gegen Andy Murray mit 6:3, 6:4, 7:6 (12:10). Damit schafft Federer seinen vierten Grand-Slam-Titel in Australien in seinem 22. Finale bei einem Grand-Slam-Turnier in Folge. Es folgt der wohl erste ausführliche Spielbericht – insbesondere vom sehr spannenden Tie-break im dritten Satz.
Im ersten Satz war die Partie recht ausgeglichen, wobei Murray ein Break – Federer aber zwei Breaks gelangen. Dabei zeigte Federer über weite Strecken sehr solides, hochklassiges Tennis und kontrollierte das Spiel, er ließ Murray nur ganz wenige Chancen. So kam dieser selbst auch emotional nie richtig auf Hochtouren und wirkte teiwleise fast unterkühlt. Am Ende ein eher sicherer Satzgewinn für Federer, der in der vergangenen Partie ja betont hatte, wie wichtig der Gewinn des ersten Satzes in einem Best-of-five-Match sei. Nach dem ersten Match von Federer gegen Igor Andreev hätte ich eine solche Steigerung von Federer nicht erwartet.
Im zweiten Satz war die Dominanz von Federer dann noch deutlicher. Murray hatte keinen einzigen Breakball, Federer sieben Stück. Auffällig war vor allem, dass Federer die Ballwechsel dominierte oder zumindest bestimmte, wann welches Tempo gespielt wurde. Murray war eher passiver Rückspieler, am Ende recht klarer Satzgewinn für Federer, der nur zum Satzende hin mal die eine oder andere Vorhand verzog.
Im dritten Satz kam dann Murray besser ins Spiel, da er ja nun auch nichts mehr zu verlieren hatte. Er ging höheres Risiko von der Grundlinie und konnte nun aktiver das Spiel gestalten. Federer war in der Defensive deutlich fehleranfälliger und hatte immer wieder Rahmenbälle. Auch wenn sich Murray ein paar Mal an den Oberschenkel fasste, er biss sich in die Partie und schaffte das Break zum 4:2. Das zeichnete sich auch schon in den Spielen zuvor ab.
Dann Aufschlag Federer: zu null. Dann Aufschlag Murray zum Satz gewinn. Jetzt war klar, Federer würde alles reinhängen. Er rutschte sogar in die Bälle, um den Ball doch noch irgendwie zurückzubringen. Dieser Einsatz gab ihm recht: 15:30. Dennoch blieb Murray auf dem Gas und konnte das 30:30 schaffen. Jetzt knisterte es erstmals richtig. Returnwinner von Federer, Hawk-Eye durch Murray: Ball noch 1cm auf der Linie: Breakball Federer. War das kanpp. Murray bleibt nach außen ruhig und konzentriert sich auf seinen Aufschlag. 214km/h nach außen, Servicewinner. Das war überragend. Federer hängt sich rein und kann einen klasse Passierschlag auspacken. Dann ein Ballwechsel auf Sicherheit von Beiden, Federer auch mit laschem Slice auf der Rückhand, um das Tempo rauszunehmen. Dann ein Vorhandfehler von Murray, Re-break von Federer. Der bringt auch seinen Aufschlag zum 5:5 locker durch. Jetzt belauern sich beide und duellieren sich von der Grundlinie auf Augenhöhe, so wie es Murray wohl vor der Partie erhofft hatte. Federer wird nun wieder offensicher und schafft Einstand bei Aufschlag Murray. Aber Murray fightet und kann mit einem Ass das 6:5 klarmachen. Jetzt ist es enorm spannend. Federer zu Null: Tie-break. Bisher führt Federer 3 zu 1 in der Tie-break-Bilanz der beiden. Schließlich hat Federer die wohl größtmögliche Erfahrung für solche Situationen.
Murray beginnt mit einem starken Aufschlag, um dann Federer bei dessen Aufschlag in einen langen Ballwechsel zu zwingen: 2:1 Murray. Murray verzog noch eine Rückhand die Linie entlang: 3:3. Dann ein klasse Aufschlag von Murray und ein super Passierball: 6:4 für Murray. Aufschlagpunkt von Federer, 6:5 und Aufschlag nun für Murray. Folgt das 9. Ass in diesem Satz? Guter Aufschlag und Federer gräbt an der Grundlinie unglaubliche Bälle aus, Murray bleibt der Vorhand-Angriffsball an der Netzkante hängen. Klasse beinarbeit von Federer. Die Stimmung im Stadion steigt weiter. 6:6. Dann leichter Fehler von Federer, Satzball wieder für Murray. Federer bestimmt den Ballwechsel, traut sich aber nicht ans Netz, dann Konter Murray, Netzangriff, aber Murray setzt den Volley ins Aus. Dann Federer mit dem Ass: Matchball Federer nach zwei Stunden und 34 Minuten – nach Abwehr von drei Satzbällen. Nach klasse Angriff von Murray setzt Federer den Passierball aus vollem Lauf ganz knapp neben die Linie. Sehr spannende Situation, die auch an den Nerven beider Spieler zehrt. Daher wohl auch ein leichter Rückhand-Fehler von Federer. Aber Murray kann die Chance nicht nutzen: 9:9. Dann Punkt für Federer, Matchball Nummer zwei. Zweiter Aufschlag, Returnhammer von Federer, Stopp von Federer, Murray sprintet nach vorne und kann den Ball an Federer vorbei spielen. Dabei hätte Federer den Ball erreichen können, verschätzte sich aber. Jetzt spührt man bei beiden die Nerven, Murray wird oft zu kurz, Federer spielt viel in die Mitte und verzeiht wieder die Vorhand. Satzball Murray, Federer wehrt mit dem Aufschlag ab. Dann Vorhandwinner von Federer – es geht auf un ab. Dritter Matchball. Wieder kein erster Aufschlag von Murray. Dann riskiert Murray mal eine Rückhand die Linie entlang, nachdem Federer wieder den Slice an die Grundlinie wirft. Aber dieses Mal bleibt die Rückhand im Netz hängen: Sieg für Federer.
Exzellenter Kommentar übrigens wie immer von Matthias Stach. Der hatte übrigens auch als Tennisspieler einige Erfolge zu verzeichnen und man mekrt bei jedem Satz, dass er das Gefühl für den Schlag, die Situation, Taktik und den mentalen Zustand hat. So muss ein Kommentator sein.

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In diesem Beitrag:
Tennisspieler: Andy Murray, Igor Andreev, Matthias Stach, Roger Federer
Tennisturnier: Australian Open
31. Januar 2010 um 13:59 – individueller Kommentar
Wahnsinns-Match! Vor allem der Tiebreak….wie lässig kann man bitte eigentlich spielen Herr Federer? Er wehrt drei Satzbälle mit einer Coolness ab, dass mir echt fast schon schwindelig wurde. Und wie er dann bei der Siegerehrung aufgetreten ist…! Daddy cool sag ich da nur! Glückwunsch Roger zum 16.ten GS!!!!!!!!!!!
31. Januar 2010 um 14:14 – individueller Kommentar
In der Tat wirkte Federer manchmal etwas lässig und nicht ganz der Situation entsprechend konzentriert. Kaum eine Regung – selbst als er zum Ende doch einige gute Chancen fast leichtfertig ausließ. Ich hab’s im Beitrag schon angedeutet, keiner dürfte mehr Erfahrung für solche Momente haben wie Federer. Auch wenn Murray nur Gewinnen konnte, Federer hatte sicher das Gefühl, er könne nichts verlieren, selbst wenn er das Match verlieren würde.
Nachahmenswert finde ich die Beherrschung insbesondere von Murray, wenn er einsehen musste, dass Federers Ball doch noch ganz knapp auf der Linie war. Natürlich war der BAll gut und weiter gehts, aber ärgerlich war es dennoch.
12. Februar 2010 um 20:43 – individueller Kommentar
Man hatte nie Gefühl, dass Roger das Match verlieren könnte. Auch nach Break im dritten Satz, hat Federer mal ne Schippe drauf gesetzt, gut und konzentriert aufgeschlagen, das nötige Rebreak gemacht, und den Tie-Break erreicht. Der war genial, und trotzd em Kampf vom Murray, jeder hat Federer den Sieg gegönnt.