Wieso Tommy Haas trotz 13 Matchbällen im Achtelfinale in Paris steht
Tommy Haas steht wie Philipp Kohlschreiber in Paris bei den French Open im Achtelfinale. Haas gewann gegen den amerikaner John Isner 7:5, 7:6 (7:4), 4:6, 6:7 (10:12), 10:8 und konnte dabei 12 Matchbälle im vierten Satz nicht verwerten. Dennoch gewann er im fünften Satz, nachdem auch er einen Matchball abwehren musste. Genau genommen, konnte Haas aber nur zwei Matchbälle nicht nutzen. Dennoch gewann er. Wie das kam und was Haas auszeichnet(e)…
Über dieses sehenswerte Match ist viel geschrieben und berichtet worden. Denn der Verlauf war spannend und teilweise dramatisch, fast zu jeder Zeit auch sehr hochklassig. Selbst wer kein Fan von Tommy Haas ist, muss anerkennen, dass der 35jährige eine exzellente Leistung mit Vorbildcharakter in allen Belangen zeigte. Ich kann mir gut vorstellen, dass demnächst die Jungs mit schwarzem Tommy Haas T-Shirt und umgekerte aufgesetzter Kappe auf den Platz laufen.
Bemerkenswert ist neben dem Niveau von Tommy Haas sicherlich seine Fitness. Unforced errors pro Satz meist deutlich unter 10 und stets druckvoll auf Vor- und Rückhand. John Isner spielte nicht schlecht, schlug bis zum fünften Satz exzellent auf. Aber Tommy Haas ließ einfach nicht locker.
Spielverlauf
In den ersten beiden Sätzen war es eine enge Partie, bei der Tommy Haas aber zur Stelle war, wenn es darauf ankam. Sehr hohes Niveau, kaum Geschenke für den Gegner.
Im dritten Satz schug dann der Amerikaner zu gut auf und Haas konnte das Break gegen ihn nicht mehr aufholen.
Aauch im vierten Satz war es lange ein ausgeglichenes Spiel auf hohen Niveau bei bester Stimmung, wobei die Sympathien klar für Haas verteilt waren. Beim Stand von 6:5 für Haas und Aufschlag Isner nahm die viel zitierte Dramatik seinen Lauf. Auf der Einstandseite zeigt Haas 10 Minuten lang sensationelle Returns und Passierbälle am laufenden Band, um dann beim Matchball auf der Rückhandseite keine Chance zu haben. Isner servierte erstklassig. Nur ein einziges Mal kam Haas in den Ballwechsel, wo er dann aber die dritte Rückhand ins Netz schlug. Genau genommen, war das der erste vergebene Matchball, bei dem Haas eine reale Chance hatte.
Auch im folgende Tie-break hatte Haas nach einem abgewehrten Satzball die Matchbälle auf seiner Seite, einmal sogar bei eigenem Aufschlag. Da überlegte Haas (zu) lange. Den ersten Aufschlag vergab er risikoreich durch die Mitte, der zweite geriet zu lang. Das war genau genommen der zweite vergebene Matchball und nach dem Verlust des vierten Satzes sicherlich der bitterste.
Isner war nun zwar mental im Aufwind, aber körperlich Haas klar unterlegen. Haas lag dennoch schnell ein Break zurück und sah schon wie der sichere Verlierer aus. Nachdem er aber seine mentale Enttäuschung abgelegt hatte, spielte Haas mehr und mehr seine enorme Fitness aus und schaffte das Re-Break.
Beim Stand von 9:8 gelang Haas das entscheidende Break, das er mit dem 13. Matchball dann auch nach Hause brachte.
Fazit
Sicherlich könnte man im Nachhinein sagen, Haas hätte die Rückhandseite beim Return besser abdecken können und durch die Mitte auf Risiko freilassen oder Haas hätte sich den fünften Satz sparen können. So oder so hat Haas eine klasse Leistung gezeigt und steht zu recht gegen einen der besten Aufschläger im Achtelfinale. Die Top 10 der Tennis Weltrangliste sind ja schon in Sichtweite. Wenn Haas gegen Mikhail Youzhny am Montag rechtzeitig wieder fit wird, ist noch mehr drin.
Go Tommy!

Robert Hartl gründete Tennis Weblog 2007. In über 500 Beiträgen teilt er sein Tennis-Wissen als langjähriger Tennis-Spieler, Tennis-Trainer und Tennis-Fan. Tennis Weblog ist eine der reichweitenstärksten, deutschsprachigen Tennis-Webseiten mit über 1 Million Besuchern pro Jahr. Wir lieben Tennis - von Tennis-Fans für Tennis-Fans. mehr zur Redaktion
In diesem Beitrag:
Tennisspieler: John Isner, Mikhail Youzhny, Philipp Kohlschreiber, Tommy Haas
Tennisturnier: French Open (Roland Garros)